The C64 Mini - Joystick gebrochen. Was tun?


Ich spiele gerade gemütlich Mayhem in Monster Land auf meinen C64 Mini (Vorstellung und Test hier), da passiert es: klack!, der Steuerknüppel bricht einfach ab. Unglaublich!

Dabei hatte ich mir doch erst so viel Mühe gegeben, die Gumminoppen durch Mikroschalter auszutauschen. Denn leider ist mein Competition Pro USB von Speedlink zwar von guter Qualität (Mikroschalter, lässt sich exakt steuern), aber macht auf dem C64 Mini (und komischerweise nur da) Sperenzien, wenn ich schnell die Richtung ändere.

Der Joystick ist einfach an einer noch nicht mal starken Bewegung glatt in zwei Teile zerbrochen. Ich halte den Steuerknüppel allein in der Hand und guck erstmal verdutzt. Das die Qualität des mitgelieferten und nachkaufbaren Joysticks nicht so toll ist, habe ich ja schon beim ersten Aufschrauben bemerkt, aber das? Das der Joystickknüppel einfach abbricht? Unglaublich!


Als ich mir den Schaden genauer anschaue, bemerke ich, das eine vielleicht mal 5 mm starke Schraube, die sich auch noch verjüngt, den Knüppel mit der Basis verbindet. Ich traue meinen Augen kaum... Wie kann man nur so einen Schrott entwickeln? Das muss ja ganz schnell kaputt gehen. Ein Wunder, dass mein Exemplar überhaupt so viele Stunden durchgehalten hat. Okay, ich bin immer pfleglich mit ihm umgegangen und habe ihm Rüttel-Spiele wie Decathlon erspart.


Auf der Knüppel-Seite zeigt sich auch keine Qualität. In dem Stick ist nochmal ein kleinerer Einsatz, der die ganze Last tragen muss.

Ein Joystick ist ein Hebel und wo Hebel sind, da herrschen Hebelkräfte. Auch komplett unterdimensioniert das hier. Fehlkonstruktion!

Aber vielleicht kann man den Joystick ja noch retten... Wie wäre es vielleicht mit einer längeren, stärkeren Schraube? Aber erstmal aufschrauben und nachsehen, wie das Ganze so aufgebaut ist.


Nachdem das Gehäuse geöffnet ist, schraube ich noch das Steuerkreuz ab, dass den Joystick in Position hält und das mit ein paar Mini-Schräubchen befestigt ist - auch hier gehören eigentlich größere Schrauben hin...

Hier zeigt sich noch einmal ganz deutlich, dass die Konstruktion von vornherein zum Scheitern verurteilt ist: es schaut nur ein winziges Stück Schräubchen oben heraus, das Stick und Basis miteinander verbindet.


Von unten kann man an der Basis den kleinen Durchmesser der Schraube sehen. Ich muss schon wieder ungläubig den Kopf schütteln.

Die vier Richtungsgeber halten allerdings noch ganz gut durch. Ein bisschen Abrieb ist hier und da zu erkennen, denn seit dem Mikroschalter-Upgrade hat es der Joystick hier mit harten Plastik statt weichem Gummi zu tun.


Hier nochmal das kleine Schräubchen, das alles zusammenhalten soll, auf einem Feuer-Button zum Größenvergleich.


Dass das Winzig-Teil nichts aushält und den Hebelwirkungen nicht standhalten kann, sollte eigentlich jedem Produktdesigner klar sein. Vielleicht hatte hier eher die Verkaufsabteilung beim Design das Sagen? Damit die Kunden nach einer kurzen Weile garantiert einen neuen, teuren Joystick nachkaufen müssen? Aber wir wollen hier niemand etwas unterstellen. Wir wollen keine Schuldigen suchen, sondern das Problem lösen.

Nach ein wenig kramen in meiner Schraubenkiste findet sich alsbald ein Exemplar, dass vom Gewinde her für Holz / Plastik geeignet ist, das lang genug ist und dessen Kopf in die kreisrunde Aussparung am Boden der Basis passt.

Diese gigantomanische Riesenschraube (im Vergleich zum ursprünglichen Winzling) wird dann bis in den Kugelkopf reichen. Das sollte reichen und für ausreichend Stabilität sorgen.

Wegen des größeren Durchmessers muss ich natürlich ein Loch in den Knüppel bohren, damit das Plastik dort nicht platzt. Dabei die nächste Überraschung: Der Knüppel ist nicht etwa aus massivem, roten Plastik. Nein, auch hier hat man gepart. Er ist innen hohl und hat nur ein paar Querstreben zur Stabilisierung - wie ein Infill beim 3D-Druck. Und die natürlich genau in der Mitte. Das mittige Bohren fällt da natürlich schwer, denn der Bohrer schwenkt immer nach links oder rechts zur Seite aus. Nach ein bisschen Gewackel mit dem Bohrer habe ich endlich ein gerades Loch - das inzwischen größer als der Schraubendurchmesser ist - na bravo.

Aber es ist eh nur der untere Bereich des Sticks massiv, nach ein paar Zentimetern wird es hohl. Wenn ich ein gute Festigkeit haben will (und die will ich - ich will hier nicht nochmal ran müssen), dann muss ich den Hohlraum irgendwie füllen. Ich entscheide mich für Epoxy-Knete - ürgs, schon wieder die Hände einsauen - aber ich hab keine Ahnung, wie man das Zeug mit Gummihandschuhen kneten soll ... das pappt doch nur den Handschuh zusammen und macht mich bewegungsunfähig. Egal. So kann ich gleich mal die neulich beim Aldi gekaufte Handwaschpaste ausprobieren. Spoiler: die taugt und ich hab alles wieder von den Fingern bekommen.

Nachdem der homogen geknetete Epoy-Kitt in den Knüppel gefüllt ist, stecke ich die Basis in das Joystickgehäuse und drehe die Schraube in den Knüppel.

Jetzt muss nur noch der Epoxy hart werden, dann sollte das bombenfest halten - und sogar wieder auseinander schraubbar sein - hoffe ich. Sonst war der Expoy-Klebekitt zu gut. Obwohl, das sollte eigentlich so schnell nicht nötig werden, das sollte eine Weile lang halten.

Ich bin übrigens nicht der Einzige, dem das passiert es. Bei amazon liest man in den Rezensionen häufiger davon:
... Nach ein paar Tagen und etlichen Rennen war es geschafft... ich hatte den Pin in der Hand. ...
... Auch ich habs geschaftt, den Stick ins Nirvana zu schicken nach etwa 1 Stunde Winter und Summer Games :( Dafür sind diese Joysticks und für viele andere C64 Games einfach zu schlecht verarbeitet (was vor allem den "Knüppel" betrifft: Abgebrochen an der sog. "Sollbruchstelle" etwas oberhalb an der Stelle, an der der Stick herausragt. ...
... Nach vielleicht 3 Stunden spielen gebrochen. ...
Immerhin 20 Stunden gehalten. Nur ein Kopfschütteln. ... Aber Hauptsache man hat einen roten, unnützen Plastikring. Ich schließe mich an, die Konstrukteure sollen sich schämen. Über 25 Jahre halten meine alten Original-Competitions! 1 1/2 Gewindeumdrehungen sollen einen 10cm Stick halten...
Mit dem Original Competition PRO hat dieses Teil nichts zu Tun. ... Die Verarbeitung sehr mager, scharfe Kanten und die Verschraubung alles nicht richtig stabil. Und wie schon gesagt die Bruchkante ein No-Go! ...
Ersatzkauf, da der Vorgänger ganze 3x spielen gehalten hat. ... der Joystick Knüppel, der eine wunderbare Sollbruchstelle am Sockel hat. Dort stabilisiert eine winzig kleine Schraube die Konstruktion. ...

Update 2020-05-04

Der Hersteller des C64-Mini, Retro Games hat inzwischen den Nachfolger, den The C64-Maxi herausgebracht und sich wohl das zahlreiche Feedback zu Herzen genommen und den Joystick verbessert, so dass der Joystick des C64-Maxi jetzt auch Mikroschalter benutzt, so dass man jetzt mehr für sein Geld bekommt, wenn man einen C64-Mini/Maxi-Joystick nachkauft.

Ob dieser Joystick auch in Sachen Stabilität zugelegt hat und nicht mehr bricht, wie hier berichtet, kann ich nicht sagen. Ich habe mir keinen gekauft, meine Selbstbaulösung dürfte ewig halten (ggf. werden die Mikrotaster einfach ausgetauscht) und setze ansonsten immer noch auf meinen Competition Pro USB von Speedlink.