Filament-Test Hobbyking PLA Translucence Orange 029

Die mit meinem Anycubic i3 mega (Link Vorstellung/Ersteinrichtung) mitgelieferte 1 kg-Spule hat sich mit dem Druck meines selbstentworfenen OctoPi-Gehäuses in schwarz noch weiter dezimiert.

Da danach das Filament eh wieder gewechselt werden musste - ein bischen schwarz wollte ich mir noch aufbehalten, kam jetzt mal eine neue Farbe zum Einsatz.

In einer Schnäppchenbestellung hatte ich bei Hobbyking gleich 5 Restposten-Rollen in orange (translucence), blau (translucence), rot (translucence), transparent und hellgrün bestellt.

Dadurch kam ich in die Versandkostenbefreiung und mit dem Gutscheincode HOBBYKING10 gab es noch einmal 10% Rabatt oben drauf, so dass ich auf sagenhafte 41 Euro irgendwas für 5 kg Filament kam, also nur etwas über 8 Euro pro Spule (regulär aus Europa ca. 13.50 und aus China 11.50 Euro). Das ist echt ein Wahnsinnspreis.

Die große Frage, die sich dabei stellt ist dann natürlich: Taugt das auch was? Um das herauszufinden, habe ich mir heute das orange gegriffen und getestet.

Filament-Daten des Herstellers: Material: PLA Durchmesser: 1.75 mm Bezeichnung: Hobbyking 3D-Drucker Filament 1.75mm PLA 1KG Spool (Bright orange) SKU: 41000032-0 Eigenschaften: • Stabile Schmelzpunkt • Gute runde Form • Einheitliche Durchmesser Toleranz 0,05 mm • Einheitliche Farben Specs: Filament Material: PLA Schmelzpunkt: 200 ° C Drucken Temperatur: 210-235 ° C Filament - Durchmesser: 1,75 mm Menge: 1 KG Farbe: Heller orange In der Bezeichnung hätte man besser dazugeschrieben, dass es sich um ein durchscheinendes Produkt (translucence) handelt. "Bright orange" ist da nicht so aussagekräftig. Aber mit Blick auf das Produktbild im Shop lässt sich schon erahnen, dass es sich um kein total durchfärbtes Filament handelt.

Bestellung / Versand / Verpackung


Die Lieferung erfolgte aus England und war sehr flott - am Montag bestellt und bereits am Donnerstag hatte ich das Paket. Da ist so manche innerdeutsche Lieferung langsamer.

Die Verpackung war ausreichend. Im großen Umkarton lagen die 5 nochmals in Umkarton verpackten Spulen nebeneinander, der Karton-Deckel war so zurechtgeschnitten, dass nichts wackelte. So kam auch alles unbeschadet an.

Auf der sehr einfachen Spule (ohne Durchsichtfenster oder ähnlichem) ist das Filament durch eine Art Frischhaltefolie geschützt. Dann ist die gesamte Spule in einer festeren Folie vakuumverpackt, im Spindelkern liegt ein kleines Päckchen Silica-Gel. So sollte die Spule gut vor Feuchtigkeit geschützt sein.

Ein kleiner Umkarton mit Sichtfenster schützt die Filamentrolle vor äußeren Beschädigungen und dient der einfacheren Aufbewahrung. Der Aufkleber auf der Spule (und noch einmal auf dem Umkarton) gibt nochmals die Produktbezeichnung wieder und außerdem das - so vermute ich - Herstellungsdatum: 15. Juni 2018.


Das Filament ist zwar nicht perfekt, aber ziemlich ordentlich auf die Spule gewickelt. Mir fiel auf, dass die Spule exakt die gleiche Größe, Forum und Bauart hat wie die des Sunlu Filaments.

Als erstes wollte ich überprüfen, ob die Versprechung von ± 0.05 mm Toleranz ein leeres ist, oder ob das Filament diese Spezifikation einhält.

Dazu habe ich zehn unterscheidliche Stränge der äußeren Schicht (bzw. wo ich gerade gut heran kam) auf ihren Durchmesser gemessen. Bei einem Spulendurchmesser von ca. 20 cm macht das also einen Mindestabstand von ca. 63 cm zwischen den Messungen:

Filament Durchmesser Messungen: 1.71 1.69 1.71 1.70 1.70 1.69 1.69 1.70 1.69 1.68 min: 1.68 max: 1.71 (± 0.03) Die Filamentdicke scheint hier generell um 0.05 mm zu dünn zu sein. Die Gleichheit der Dicke ist gut mit nur ± 0.03 Abweichung. Das das Filament generell zu dünn ist, kann man in der Slicer-Software durch eine erhöhte Extrusion-Rate kompensieren.

Ich habe allerdings mit den Standardeinstellungen in Cura und in Ideamaker geslicet und gedruckt und hatte keine Aussetzer oder Spuren davon, dass zuwenig Filament aufgebracht worden wäre. Solange keine Probleme auftreten, werden ich die Einstellungen so beibehalten, die auch beim Sunlu und Anycubic Filament gepasst haben.

Persönlicher Eindruck

Mein persönlicher Eindruck des Filaments lässt sich ungefähr so beschreiben: Gewicht brutto: 1165 g Gewicht netto: sollten 1000 g sein, wird sich noch zeigen Farbe: gedruckte Körper sehen lecker-fruchtig aus, Farbe wie Mango-Fruchtfleisch halbdurchsichtiges, helles orange, durchgängig gleich das Infill scheint durch, das kann aber zu schönen Schimmereffekten führen Sauberkeit: nur oberflächige Verunreinigungen (Staubpartikel, ein Filamentfilter sollte das beheben) Oberfläche: glatt Konsistenz: steif und hart, schwer biegsam, aber nicht brüchig Temperaturen: 210-220 °C Extruder, 60°C Bett Betthaftung: gut bis sehr gut, Bett sollte aber vorher gereinigt werden Adhäsion Layer: sehr gut, ein festes Objekt entsteht Geruch b. Druck: keiner wahrnehmbar Druckergebnis: ergibt stabile, bruchfeste Objekte, gleichmäßige Füllung, keine Aussetzer in der Oberfläche oder "Pickel" wegen zuviel Filament-Extrusion, kein Stringing feststellbar Ich hatte auch probeweise (nach Temp-Tower) mit 190°C gedruckt. Dabei hatte ich bei zwei 2x2x2cm Würfeln jeweils eine Ecke leicht in Z-Richtung abgerundet, weil sich das Filament dort vom Bett gelöst hatte. Ein nur 5.4 mm breites und 19 mm langes, sehr hohes Objekt (Scherenschutz), das ich aufrecht gedruckt hatte, löste sich immer wieder vom Bett beim Druck ab. Bei 200°C Drucktemperatur hielt es bis zum Schluss (54 mm Höhe). Im weiteren Einsatz stellten sich 210 °C als noch besser in der Betthaftung heraus.

Maßhaltigkeit


Jedes Filament wird ein wenig anders auf die Druckplatte gebracht oder zieht sich beim Abkühlen noch ein wenig zusammen.

Um zu testen, wie sich die erste Schicht aufs Druckbett legt und ob die einzelnen vom Druckkopf gelegten Linien gut miteinander verschmelzen, hat sich der Druck von fünf Quadraten mit 2 mal 2 cm Breite und 0.2 mm Höhe (entsprechend genau einem Layer bei Druck mit 0.2 mm Layerhöhe) bewährt, wie er auch schon beim Bett Leveling zum Einsatz kam. Die entsprechende 3D-Datei fuenf-quadrate-eine-lage.stl kann hier heruntergeladen werden.

Außerdem läßt sich mit den gedruckten Plättchen sehr gut die Steifigkeit bzw. Flexibilität, die Verschweißung und die Bruchfestigkeit eines Filaments testen.

Desweiterung kommt ein Vermessungswürfel (Download der STL-Datei) zum Einsatz, der die Außenmaße 2 x 2 x 2 cm hat und auf jeder Seite jeweils ein Loch von einem Zentimeter, was eine Wandstärke von jeweils 5 mm ergibt. Diese Werte sollten sich annähernd auch messen lassen. Aus den gemessenen Werte lässt sich ggf. ersehen, dass man einen Druck evtl. ein wenig skalieren muss, zum Beispiel bei Platinenumfassungen, damit diese genau hineinpassen.

Die obere Wand muss der Drucker im Überhang drucken und dabei 1 cm überbrücken. Hier zeigen sich eventuelle Durchhänger, wenn das Material nicht schnell genügend steif wird und wie auf eine ggf. etwas durchhängende Lage im nächsten Durchgang gedruckt wird.

Im folgenden Video vergleiche ich die Plättchen, die ich mit dem Original Anycubic Filament in schwarz gedruckt habe, den weißen vom Sunlu DJ White Filament mit denen, die mit dem neuen Hobbyking orange translucence gedruckt wurden:



Das getestete Hobbyking-Filament ähnelt sehr dem Sunlu DJ White. Es ist auch so steif und starr, die Oberfläche fühlt sich gleich an und die Bruchfestigkeit ist ähnlich gut. Die Lage verschweißen sehr schön und die Plättchen lassen sich selbst parallel zu den Linien nur schwer brechen. Mich würde es nicht wundern, wenn beide Filamente aus der selben Fabrik kämen. Die baugleiche Spule spräche ja dafür.

Im nächsten Video wird ein mit dem Filament gedruckter Vermessungswürfel (oder Calibration Cube) gemessen:



Die Maße sind innerhalb der Toleranzen, da kann man nicht groß meckern. Allerdings sollte man mit mindestens 200 °C drucken, da sich sonst die Ecken verformen können. Hobbyking selbst gibt ja auch 210-235 °C an. Bei eventuell auftretenten Problemen in der Zukunft werde ich also die Temperatur eher erhöhen, denn vermindern.

Die Brücke beim Vermessungswürfel hat das Filament ganz gut hinbekommen, es ist nur eine minimale Wölbung sichtbar, nur die ersten ein oder zwei in der Luft hängenden hängen durch, die darauf aufbauenden Layer sind schon wieder gerade. Und auch der Temp-Tower macht einen guten Eindruck, und das eigentlich über die gesamte Breite von 180 bis 220 °C.

Mein Fazit

Das Schnäppchen war kein Reinfall. Die Eigenschaften sind ähnlich dem Sunlu DJ White und es gibt genauso bruchfeste Ergebnisse. Die Drucktemperaturen sind 210°C Extruder und 60°C Heatbed, also ein bisschen heißer als bei den bisherigen Filamenten.

Die Farbe sieht lecker-fruchtig aus und mit einem Gyroid-Infill (beherrschen Cura und Slic3r) kommt es zu schönen Glitzereffekten. Zudem ist orange auch eine Warnfarbe. Natürlich ist orange keine so neutrale Farbe wie weiß oder schwarz, aber es gibt ja genügend Objekte, die auch bunt sein dürfen.

Für etwas über 8 Euro die Spule ist das ein unschlagbares Preis-/Leistungsverhältnis und ich freue mich, ein echtes Schnäppchen gemacht zu haben. Ob die anderen Hobbyking-Filamente genau so gut sind, wird sich bald zeigen, wenn ich mir die nächste Farbe vornehme und teste.

Nachtrag 2018-12-19

Nachdem sich die Ecken bei 210 °C und einem großen, flachen Druckstück doch wieder leicht noch oben wölbten, habe ich auch mal 220 °C ausprobiert. Die Wölbungen konnten damit vermieden werden. Das ist nun erstmal meine neue Temperatur für dieses Filament. Sollte ich jedoch feststellen, dass jetzt Brücken zu sehr durchhängen, müsste ich wieder runter mit der Temperatur. Die 3 letzten Druckstücken kamen aber mit 220°C perfekt aus dem Drucker.