Filament-Test Sunlu PLA DJ-White

Die mit meinem Anycubic i3 mega (Link Vorstellung/Ersteinrichtung) mitgelieferte 1 kg-Spule PLA in schwarz ist schon fast leer gedruckt. Das ging schneller, als ich dachte. Dabei habe ich doch gar nicht sooo viel gedruckt.

Ein bisschen schwarz wollte ich mir aufheben für Teile, die ich unbedingt in schwarz will und so habe ich schon einmal eine weitere Spule Filament bestellt. Dabei habe ich mich eher für ein niedrigpreisiges chinesisches Fabrikat entschieden.

Filament-Daten des Herstellers: Hersteller: Sunlu (China) Material: PLA Durchmesser: 1.75 mm Farbe: DJ white sonstige Angaben: ± 0.05 mm Toleranz

Bestellung / Versand / Verpackung


Bestellt habe ich das Filament über Golem-Power bei amazon.de am 17.11.2018 für 12.99 Euro. Heute, am 22.11.2018 kostet die Rolle 13.99 (Gratisversand ab 29 Euro und Versand durch Amazon). Die Preise schwanken also ein bisschen.

Wie von Amazon erwartet war der Versand schnell. Am Sonntagabend bestellt. Mittwoch wurde geliefert. Obwohl Amazon auch noch schneller kann, wie ich aus der Vergangenheit weiß.

Auf der sehr einfachen Spule (ohne Durchsichtfenster oder ähnlichem) ist das Filament durch eine Art Frischhaltefolie geschützt. Dann ist die gesamte Spule in einer festeren Folie vakuumverpackt, im Spindelkern liegt ein kleines Päckchen Silica-Gel. So sollte die Spule gut vor Feuchtigkeit geschützt sein.


Ein kleiner Umkarton mit Sichtfenster schützt die Filamentrolle vor äußeren Beschädigungen und dient der einfacheren Aufbewahrung. Der Aufkleber auf dem Karton wie auch der Spule selbst sind ziemlich nichtssagend. Dort heißt es nur "PLA" bzw. "3D PLA 1.75 mm DJ White". Das Filament ist zwar nicht perfekt, aber halbwegs ordentlich auf die Spule gewickelt. Als erstes wollte ich überprüfen, ob die Versprechung von ± 0.05 mm Toleranz ein leeres ist, oder ob das Filament diese Spezifikation einhält.

Dazu habe ich zehn unterschiedliche Stränge der äußeren Schicht (bzw. wo ich gerade gut heran kam) auf ihren Durchmesser gemessen. Bei einem Spulendurchmesser von ca. 20 cm macht das also einen Mindestabstand von ca. 63 cm zwischen den Messungen:


Filament Durchmesser Messungen: 1.77 1.77 1.78 1.75 1.76 1.77 1.75 1.76 1.77 1.76 min: 1.75 max: 1.78 (± 0.03) Die angegebene Toleranz wurde also eingehalten.

Persönlicher Eindruck

Mein persönlicher Eindruck des Filaments lässt sich ungefähr so beschreiben: Gewicht brutto: 1180 g Gewicht netto: sollten 1000 g sein, wird sich noch zeigen Farbe: glanzweiß, durchgängig gleich nur oberflächige Verunreinigungen (Staubpartikel, ein Filamentfilter sollte das beheben) Oberfläche: glatt Konsistenz: steif und hart, aber nicht brüchig Temperaturen: 200 °C Extruder, 60°C Bett Betthaftung: gut bis sehr gut, Bett sollte aber vorher gereinigt werden Adhäsion Layer: sehr gut, ein festes Objekt entsteht Geruch b. Druck: keiner wahrnehmbar Druckergebnis: ergibt stabile, bruchfeste Objekte, gleichmäßige Füllung, keine Aussetzer in der Oberfläche oder "Pickel" wegen zuviel Filament-Extrusion, kein Stringing feststellbar

Maßhaltigkeit


Jedes Filament wird ein wenig anders auf die Druckplatte gebracht oder zieht sich beim Abkühlen noch ein wenig zusammen.

Um zu testen, wie sich die erste Schicht aufs Druckbett legt und ob die einzelnen vom Druckkopf gelegten Linien gut miteinander verschmelzen, hat sich der Druck von fünf Quadraten mit 2 mal 2 cm Breite und 0.2 mm Höhe (entsprechend genau einem Layer bei Druck mit 0.2 mm Layerhöhe) bewährt, wie er auch schon beim Bett Leveling zum Einsatz kam. Die entsprechende 3D-Datei fuenf-quadrate-eine-lage.stl kann hier heruntergeladen werden.

Außerdem läßt sich mit den gedruckten Plättchen sehr gut die Steifigkeit bzw. Flexibilität, die Verschweißung und die Bruchfestigkeit eines Filaments testen. Das weißes Plättchen hat eine leichte graue Unreinheit am Rand. Das rührt nicht vom Filament her, sondern da war noch ein bisschen schwarzes Filament im Extruder.

Desweiterung kommt ein Vermessungswürfel (Download der STL-Datei) zum Einsatz, der die Außenmaße 2 x 2 x 2 cm hat und auf jeder Seite jeweils ein Loch von einem Zentimeter, was eine Wandstärke von jeweils 5 mm ergibt. Diese Werte sollten sich annähernd auch messen lassen. Aus den gemessenen Werte lässt sich ggf. ersehen, dass man einen Druck evtl. ein wenig skalieren muss, zum Beispiel bei Platinenumfassungen, damit diese genau hineinpassen.

Die obere Wand muss der Drucker im Überhang drucken und dabei 1 cm überbrücken. Hier zeigen sich eventuelle Durchhänger, wenn das Material nicht schnell genügend steif wird und wie auf eine ggf. etwas durchhängende Lage im nächsten Durchgang gedruckt wird.

Im folgenden Video vergleiche ich die Plättchen, die ich mit dem Original Anycubic Filament in schwarz, das mit dem Drucker mitgleliefert wurde, gedruckt habe mit denen, die mit dem neuen Sunlu PLA DJ White gedruckt wurden:



Die Lagen verschmelzen beim Sunlu noch schöner als mit dem Anycubic und die Plättchen sind beim Sunlu insgesamt steifer und wie sich zeigt sehr viel bruchsicherer. Die einzelnen Linien / Lagen verschweißen beim Sunlu sehr schön. Nirgends wurde zu viel oder zuwenig Filament extrudiert, was den gleichbleibenden Filamentdurchmesser auch praktisch bestätigt.

Im nächsten Video wird ein mit dem Sunlu PLA gedruckter Vermessungswürfel (oder Calibration Cube) gemessen:



Die Maße sind innerhalb der Toleranzen. Aber ich habe danach noch einmal Filament-Clips ausgedruckt. Das sind kleine Clips, die aussehen wie eine 9 und durch dessen Loch man ein 1.75 mm PLA steckt und dann ein einer zweiten Filamentbahn anclipt, um das Filament auf der Spule zu sichern. Für mein schwarzes Filament wollte ich natürlich einen weißen Clip, damit ich ihn wiederfinde.

Während ich das Filament noch gerade so durch das Loch des Anycubic-Filament bekommen habe, hatte ich bei den weißen Clips keine Chance: das Loch war ein klein bisschen zu eng. Ich musste es mit einem kleinen Schraubenzieher weiten. Das hat richtig Mühe gekostet und gezeigt, wie hart und fest ein Objekt mit dem Sunlu-Filament wird.

Die Brücke beim Vermessungswürfel hat das Filament gut hinbekommen, es ist nur eine minimale Wölbung sichtbar, nur einige Linien des ersten in der Luft hängenden Layers hängen durch, der darauf liegende Layer ist schon wieder nahezu perfekt.

Mein Fazit

Beim Anycubic Filament ist mir häufiger mal etwas abgebrochen, z. B. der Heatbed-Halter, als ich ihn einklemmen wollte. Knack, war die eine eingespannte Seite ab. Oder die Achsen, auf die man Kugellager drücken musste für einen Filament-Roller: zack, ab.

Das Sunlu Filament erzeugt hingegen knackig feste und harte Objekte. Mit dem würde ich mich sogar trauen, Regalwinkel zu drucken im Glauben, dass die auch ein bisschen Gewicht abkönnen. Eine wirklich positive Überraschung.

Die Farbe ansich ist jetzt nichts besonderes, obwohl ich mir vorstellen kann, dass eine daraus gedruckte Vase auch einen guten Eindruck macht. Aber mit Perl oder Glitzereffekten ist hier nichts.

Das Filament ließ sich mit den Standardeinstellungen 200° Extruder / 60° Bett gleich gut drucken. Es musste nichts in Cura umgestellt werden. Ich konnte mit dem Filament gleich loslegen.

Für 13 Euro die Spule ist das ein tolles Preis-/Leistungsverhältnis. Ich würde wieder zu diesem Hersteller greifen. Jetzt zwar vielleicht nicht gleich 10 Rollen auf einmal bestellen, denn evtl. gibt es ja Schwankungen zwischen den Produktionen oder bei anderen Farben. Aber das chinesischen Filament generell nichts taugt, die Aussage wurde hier für mich eindeutig widerlegt.