Ersatzteil selbstgedruckt: Gummiring-Ersatz für Dahle 507 Papierschneidemaschine

Vor ein paar Tagen habe ich mir einen günstigen Thermo-Etikettendrucker (China-Modell) und ein paar Rollen 58mm Endlosetiketten für kleines Geld geleistet habe, um endlos mal meinen ganzen Schublädchen meiner Kleinteilemagazine und Kleinboxen für Elektronik-Kram und die vielen Sensoren und Mikrocontroller zu etikettieren. So handbeschriftet tue ich mir doch ein wenig schwer bei den zig Schublädchen, etwas schnell zu finden.

Den Thermodrucker hab ich über eBay bestellt. Der kam echt schnell an. Der chinesische Händler mit Lager in Deutschland scheint auch sonntags zu arbeiten. Denn da bestellte ich und am Dienstag war das Päckchen bereits da. Lob an Händler und DHL. Es stellte sich dann zwar heraus, dass die angepreisten Barcode und QR-Codes nicht über ESC/POS zu drucken waren, aber das konnte ich verkraften. Ich habe ja keinen Supermarkt, sondern will Etiketten bedrucken.

Die bestellten Thermo-Etiketten kamen ein paar Tage spätera. Die hatte ich bei Pearl bestellt. Die hatten die geringsten Versandkosten, nicht mal 2 Euro bei Einzelartikelbestellung. Allerdings taugen mir die Etiketten nicht sonderlich. Zum einem ist das Papier nicht empfindlich genug, selbst bei höchster Druckstufe (Heizstufe?) mit Windows-Druck bleibt der Ausdruck fleckig. Da habe ich bei normalem Thermopapier ein sattes schwarz. So muss ich unter DOS bzw. Eingabeaufforderung unter Windows mit ESC/POS-Befehlen drucken. Dann benutzt der Drucker den internen Zeichensatz. Das sieht dann sehr viel besser aus, ist nicht fleckig und ist auch kontrastreich genug.

Dummerweise wickeln sich Papier und Trägerfolie mit leicht unterschiedlicher Geschwindigkeit ab, so dass die sich mit der Zeit leicht voneinander trennen, ein Wulst entsteht und der Feeding ins Stolpern gerät. Da hilft dann nur abschneiden, glattstreichen und neu einlegen. Irgendwie auch ein Gefrickel. Aber naja, irgendwie geht es und immer noch tausend mal besser als mit mit meinem alten Dymo Letra Tag 2000. Da wird man an den ständig nachzukaufenden und teuren Etikett-Rollen schnell arm.


Aber das soll heute ja gar nicht das Thema sein. Vielmehr soll es um meine Schneidemaschine gehen. Die sollte jetzt nämlich mal wieder nach langer Zeit zum Einsatz kommen und die einzelnen Zeilen auf den 58mm Endlos-Etiketten sauber trennen, damit sie dann auf meine Sortimentskasten-Schublädchen wandern können. die 57mm Breite der Etiketten ist dabei ideal. Genau die richtige Breite. Bei einem 80mm Drucker müsste ich am Rand was wegschneiden, damit es auf die Schubladen passen würde.


Ich schneide ein paar Zeilen und wundere mich über kleine graue Krümel. Woher die wohl kommen? Staub kann es nicht sein. Es sind so kleine, vielleicht einen viertel Millimeter große, eher harte Krümelchen. Nein, Aluminium ist es auch nicht, da hat sich nichts von der Auflage abgelöst.

Also beschlossen, die Dahle-507 auseinanderzunehmen und erstmal gründlich zu reinigen. Was auch erstaunlich gut geht bei dem Modell. Links oben das rote Teil nach oben schieben und rausnehmen. Dann kann man das Aluprofil nach links rausziehen. Dann hat man den Messerkopf in der Hand. Das alles zur Seite legen und das durchsichtige obere Lineal herausnehmen. Rechts vorsichtig rausziehen, dann links ausklinken.


So konnte ich die Einzelteile mit Alkohol schon einmal gut säubern. Dann den Schneidekopf mal genauer angeschaut. Und dann war mir klar, woher die Krümel rühren: In dem Schneidekopf ist ein Gummiring, um das Schneidemesser beim Schneiden an die Alukante der Auflagen zu drücken und so wohl zu verhindern, dass das Messer hin und her wackelt und so einen guten geraden Schnitt zu gewährleisten.

Aber dieses Gummi hatte sich total verwandelt in etwas anderes, das weniger mit einem Gummi, als denn mit einem Krümelmonster zu tun hat. Das Gummi war irgendwie aufgedunsen, ausgegast und dann fest und bröckelig geworden - daher stammten also die Krümel und der übermäßige Abrieb.

Keine Frage: Der Gummiring musste ersetzt werden. Die Frage war nur: durch was? Ich habe zwar ein kleine Sortiment an O-Ringen, also Gummiringen, aber die hatten alle den falschen Durchmesser und die Breite passte sowieso nicht.

Aber hey, ich habe doch einen 3D-Drucker, einen Anycubic i3 mega. Der kann doch so ziemlich alles in beliebiger Größe ausdrucken.

Nur hatte ich nur PLA als Filament da, kein TPU, außerdem ist der alte i3 mega in der Standard-Konfiguration nicht so sehr auf TPU vorbereitet. Das wird erst mit dem Anycubic i3 mega S besser. Aber egal, TPU hatte ich sowieso nicht da.


Ob normales PLA wohl auch gehen würde? Ich schaute mir einmal die Mechanik des Messerkopfes an (siehe Bild rechts, hier schon die Version mit 3D-gedrucktem Ring).

Da war doch eine Feder drin, um das Schneidemesser an die Alukante zu drücken. Der Gummiring war also eigentlich irgendwie nur zur Pufferung. Das war mit das Experiment wert, herauszufinden, ob es mit einem Ring aus Hartplastik gehen würde.

Alternative wäre gewesen, einen Ersatz-Messerkopf für die Dahle 507 für round about 13 Euro bei amazon zu bestellen.

Das wäre dann doch schon sehr viel mehr als die paar Cents, die mich der Eigen-3D-Druck kosten würde. Okay, die Ersatzteil-Version hat jetzt einen Bolzen aus Stahl und nicht mehr aus Plastik - siehe dazu das zweite Foto auf der dieser Seite, dass ich hier aus urheberrechtlichen Gründen nicht wiedergeben möchte. Trotzdem: wenn ich mir das Geld und die Versandzeit sparen kann... Wozu besitze ich denn einen 3D-Drucker?

Also den Gummiring bzw. die Lücken der Messerkopf-Mechanik ausgemessen, OpenSCAD angeworfen und mir schnell mal einen Ring zusammenprogrammiert:
// (C) 2022 by Oliver Kuhlemann // Bei Verwendung freue ich mich um Namensnennung, // Quellenangabe und Verlinkung // Quelle: https://cool-web.de/3d-druck/ $fn=60; h=7.8; // hoehe id=14.8; // innerer Durchmesser ad=25; // auesserer Durchmesser difference() { translate ( [0,0,0] ) { cylinder (h=h, d=ad, center=true); } translate ( [0,0,0] ) { cylinder (h=h, d=id, center=true); } }

Das Ergebnis dann als STL-Datei gespeichert (Download der STL-Datei). Und schon konnte ich meinen Druck in ideaMaker slicen und über OctoPrint an meinen 3D-Drucker senden.

Nach nicht mal einer halben Stunde war der Druck fertig. Beim Einbau hat sich gezeigt, das der Ring doch sehr knapp saß. Also mit der Feile angerückt und das Innere Loch ein wenig geglättet. Das habe ich aber im neuen OpenSCAD und STL-File schon mit einem Aufschlag von 0.2mm auf den Innendurchmesser berücksichtigt. Wenn es dann bei euch immer noch nicht passen sollte, hilft eine Feile oder ihr passt halt die oberen Parameter im OpenSCAD-Script an. Damit könnt ihr Ringe machen, so groß oder klein ihr wollt.

Danach noch einmal die Mechanik des Messerkopfes gereinigt und überall, wo Plastikteile aneinander reiben ein klein bisschen Vaseline rangetan. Hier bloß kein Nähmaschinenöl oder dergleichen verwenden, das macht das Plstik kaputt und es kann dann brechen. Mit säurefreier Vaseline für die Hautpflege hatte ich indes noch keine Probleme. Die gibt es für einen Euro oder so im 1 Euro-Laden oder in der Drogerie, da dann wohl ein bisschen teurer.

Danach ging es dann wieder an den Zusammenbau der Einzelteile des Messerkopfes. Das Foto oben sollte euch dabei gute Hilfe leisten. Auf die Achse kommt an der Seite, wo die "Schraubendreher"-Einkerbung ist, die Feder drauf. Dann wird die kleine Beilagscheibe aus Metall aus die Achse geschoben. Die Achse dann in den Teller-Teil schieben, und zwar von der zugespitzten Seite aus.

Dann folgt das Schneidemesser. Hier bitte vorsichtig sein, das könnte sehr scharf sein. Das ist es bei mir zwar nicht, sondern das Messer ist eher eine dünne Stahlplatte (aus gehärtetem Stahl?) mit scharfen Kanten. Es gibt wohl auch richtig scharfe Versionen, die extra noch einmal angeschliffen sind. Auf die Stahlscheibe folgt unser selbstgedruckter Ring.

Wenn das Ganze zusammengebaut ist, kann man es - mit ein wenig Druck auf die Feder - mit der Achsenseite ohne Einkerbung in das Messerkopf-Gehäuse einlegen, dann kräftig, aber vorsichtig Druck ausüben und dann die andere Achsseite mit der Einkerbung ins Gehäuse einschnappen lassen. Gegebenenfalls muss die Achse dabei gedreht werden - logisch, die Einkerbung muss ja passen.

Das ganze Zerlegen und Wiederzusammenbauen funktioniert ohne Werkzeug. Allein ein flacher Schraubendreher kann beim Lösen der Achse aus der Einkerbung als Hebelwerkzeug helfen, es geht zur Not aber auch ohne. Da muss ich Dahle mal ein Lob aussprechen. So entwirft man ein Teil, das wart- und reparierbar ist. Da können sich so manch andere Hersteller ein Vorbild dran nehmen.

Der Einbau des Messerkopfes ist dann auch nicht viel schwieriger. Dabei ist allerdings darauf zu achten, das die Schneide nicht auf dem Alu aufliegt, sondern immer dahinter ist. Das Papier wird ja geschnitten, indem der Grat der Schneide knapp an der Alu-Auflageplatte vorbeifährt und so das Papier trennt. Also bitte nicht mit der Schneide auf der Auflage rumfahren, das macht die Schneide (und die Auflage) kaputt.

Wenn man das beachtet, ist auch die Einbaurichtung des Messerkopfes klar. Dann einfach von links die Aluprofil-Stange durch das Loch der Schneidemaschine führen, dann durch den Messerkopf und hinten dann in das Loch der Schneidemaschine am anderen Ende hineinschieben. Daran denken, dass die Schneide hinter der Auflage sein muss, eventuell mit sanftem Druck nach hinten die Feder im Inneren der Schneidekopfes spannen. Mit dem roten Plastikteil die Aluprofil-Stange dann links fixieren, damit das Profil nicht mehr herausrutschen kann. Fertig.

Das Bewegen des Messerkopfes nach links und rechts sollte halbwegs einfach und ohne große Kraftaufwand gehen. Erst einmal langsam antesten ohne Gewalt. Wenn alles richtig zusammengebaut ist, fährt die Schneide des Messerkopfes immer an der hinteren Alukante der blauen Auflage entlang und wird mit der Feder angedrückt.

Bei mir funktionert das hin und her wunderbar und die Schneidleistung kommt mir besser vor denn je. Das einzige was jetzt ein bisschen anders ist, ist das Einrasten, wenn man den Messerkopf ganz nach links oder rechts schiebt. Das ist jetzt wesentlich satter. Dafür war wohl die Federung des Gummis gut: dass das hier sanfter von statten geht.

Aber ich habe meine restlichen Etiketten mit dem Hartplastikring statt Gummi geschnitten und den Schlitten bestimmt hundert mal hin und her geschoben und Etiketten geschnitten und alles funktionierte tadellos.

Und sollte sich durch den selbstgedruckten Plastikring jetzt doch irgendwas schneller abnutzen, kann ich mir immer noch einen Ersatz-Messerkopf kaufen. Ich glaube aber wirklich nicht, dass das nötig werden wird.

Und wenn wieder was kaputt geht, dann kann ich mir vielleicht wieder das Ersatzteil selbst drucken!? Der 3D-Drucker im Haus erspart den Service-Mann :)