Odroid Go (ESP32 Gameboy Clone) mobile Spielekonsole
Durch die Mini Arcade Machine habe ich wieder Lust aufs mobile Retro-Gaming bekommen und prompt meinen Gameboy von 1989 wieder ausgepackt.Doch die Enttäuschung war groß, als ich das alte Teil wieder anschmiss. Nach meinem heutigen Empfinden kann ich so gut wie nichts auf dem Bildschirm des Gameboys erkennen, was ganz klar an der fehlenden Hintergrundbeleuchtung liegt. Und das Teil ist ganz schön schwer und läuft zudem nur mit Batterien, nicht mit Akku.
Also schaute ich mich ein wenig im Internet um und stieß auf den Odroid Go, den der Hersteller Hardkernel aus Südkorea von etwa einem Jahr auf den Markt gebracht hat. Eigentlich beschäftigt sich die Firma ja eher mit ESP32 und anderen Entwicklungsboards für Mikrocontroller, aber zum Zehnten Jubiläum hat man den Odroid Go aus Do It yourself-Kit herausgebracht.
Da der Odroid nicht nur so etwas wie ein handlicher Gameboy ist, sondern gleichzeitig auch eine Plattform für Mikrocontroller-Bastelprojekte war das genau das richtige Spielzeug für mich und ich legte mir einen zu. Allerdings war es gar nicht so einfach, an einen heranzukommen. Bei amazon war er gerade ausverkauft, bei Pollin stand er zwar im (Papier)-Katalog, war aber zur Zeit nicht lieferbar. Und bei eBay gingen die Preise teilweise bis 100 Euro. Das Teil schien also sehr gefragt zu sein. Ich ging das Risiko einer Wartezeit ein und bestellte bei Pollin um 40 Euro und bekam den Odroid dann doch erfreulicherweise schnell nach etwas über einer Woche. Glück gehabt.
Die Hardware
Der Odroid Go ist ein professionell entwickeltes und hergestelltes Board mit ESP32, dass in einem durchsichtigen Plastikgehäuse mit den Ausmaßen eines "Gameboy Mini" Platz findet. Außerdem befinden sich im Gehäuse:
- TFT-Screen mit 320x240 Pixel (2.4"), über SPI angesprochen
- µSD-Kartenleser (SPI)
- Lautsprecher mit 0.5W (8Ω)
- LiPo-Akku mit 3.7V / 1200 mAh (hält ca. 10 Stunden Spielen durch)
- Micro USB Port zum Laden und Programmieren (UART)
- GPIO-Header-Anschluss mit 10 Pins für eigene Hardwareprojekte
- Steuerkreuz, 1 Ein/Ausschalter, 2 Feuerknöpfe, 4 kleine Menüknöpfe
- 80...240 MHz Takt
- 16 MB Flash Speicher
- WLAN 802.11 b/g/n 2.4GHz
- Bluetooth v4.2 BR/EDR, BLE
Die meisten wird aber das Gesamt-Paket wie es ist, interessieren, also die mobile Spielekonsole.
Nichtsdestotrotz muss man die Konsole selbst zusammenbauen. Aber keine Angst. Man hat sich soviel Mühe wie möglich gegeben, das so einfach wie möglich zu gestalten. Der Lötkolben darf kalt bleiben und alles beschränkt sich nur auf auspacken, zusammenfügen und zusammenschrauben. hier hat man sogar so weit gedacht, an die Feuerknöpfe kleine Plastikteile an die Seiten zu machen, die für A und B unterschiedlich sind, so dass man sie nicht verwechseln kann, weil nur jeweils der richtige Knopf in das richtige Loch passt.
Bei drei Sachen sollte man aber in aller Ruhe, sorgfältig und mit Gefühl vorgehen:
- Beim Einkleben der Frontscheibe: Dran denken, dass man auch durch die Scheibe durchschauen muss und den mittleren Aufkleber nicht vergessen. Und am besten schon vor dem Einsetzen die Displayschutzfolie auf der Vorderseite ein wenig umbiegen, sonst wird das hinterher unter Umständen eine heillose Knibbelei, weil die Frontscheibe dann versenkt ist und man da noch schlecht drankommt.
- Beim Einsetzen des TFT-Bildschirms: Darauf achten, dass die Orientierung stimmt. Das orange Flachbandkabel gehört nach rechts, man muss es schließich auch anschließen können. Den TFT erst oben einschieben und dann unten leicht drücken, damit es einklippst. Das geht ganz sanft und ohne jede Gewalt. Gewalt führt nur dazu, dass das TFT bricht. Und dann noch darauf achten, dass man das Flachbandkabel sanft einführt. Das ist zwar ein bisschen fummelig, geht aber ganz gut, wenn man darauf achtet, die Buchse erst zu öffnen (das kleine schwarze Teil nach rechts), das Flachbandkabel reinstecken und dann die Buchse wieder schließen (das kleine schwarze Teil zurück nach links)(
Das geht eigentlich ganz einfach. Wenn man englisch kann, nimmt man diese Anleitung her. Ansonsten erkläre ich das hier noch einmal kurz:
SD-Karte mit Spiele-ROMs bestücken
1. Die Vorlage-Datei von odroid.com herunterlaen und samt Unterverzeichnissen entpacken und den ganzen Summs auf eine leere, FAT32-formatierte µSD-Karte kopieren, das sieht dann so aus:
In die Ordner roms\gb, roms\nes, ... roms\a78 gehören dann die ROM-Dateien und zwar mit der selben Endung wie das Verzeichnis heißt.
Die einzelne Ordnernamen stehen für:
- gb: Nintendo Gameboy
- nes: Nintendo Entertainment System
- gg: Sega Game Gear
- gbc: Nintendo Gameboy Color
- sms: Sega Master System
- col: Coleco Vision
- a26: Atari 2600 VCS
- a78: Atari 7800 VCS
Die Emulatoren
Ich habe im vorhergehenden Abschnitt schon vorweg genommen, welche Emulatoren der Odroid Go von Haus aus kann. Außer den gängigen mobilen Konsolen der 90er sind mit Sega Master System und Nintendo Entertainment System auch Desktop-Konsolen dabei, die sich erstaunlicherweise gut spielen lassen auf dem kleinen Gerät.Ich habe die einzelnen Emulatoren einmal durchprobiert und es in einem Video festgehalten:
Den Coleco Vision Emulator habe ich auch noch zum Laufen gebracht, indem ich mir das Original Coleco BIOS ROM besorgt und nach roms/col/BIOS.col kopiert habe. Ansonsten stürzen die Spiele beim Start ab, wie im Video gezeigt.
Im Vergleich zum Original Gameboy von 1989
Im Vergleich zum Original Nintendo Gameboy von 1989 ist Spielen auf dem Odroid Go ein Quantensprung und macht wieder richtig Spaß. Den Gameboy von 1989 mag ich da gar nicht mehr benutzen. Die Vorteile sind:- super ablesbares Display mit Hintergrundbeleuchtung und höherer Auflösung
- wiederaufladbarer Akku, der 10 Stunden durchhält statt teurer Batterien
- klein, handlich, leicht und fast schon ein wenig zu dünn.
- kein Rumgeschleppe von Cartridges, Zubehör und Ersatzbatterien
- die Lautstärke lässt sich nicht stufenlos regeln
- man kann die alten Module nicht einfach so einstecken und loslegen, sondern muss seine Spiele als ROM im Internet suchen
- die Feuertasten fühlen sich vielleicht ein wenig wackliger an, funktionieren aber trotzdem immer zuverlässig
Erweiterungsmöglichkeiten
Außer der mitgelieferten und bereits geflashten Firmware kann man sich noch andere suchen und herunterladen und als .fw-File auf der SD abspeichern, um diese dann zu "laden" (eigentlich korrekt: den Flashspeicher damit neu beschreiben) und das Odroid sozusagen umzuwidmen. Damit sind dann auch weitere Anwendungen möglich, wie zum Beispiel- Das Spiel Doom in 3D und wohl neuerdings auch mit Sound
- C64 und ZX Spectrum Emulatoren, was einem schier unzählige Spiele ermöglicht.
- eigene Arduino-Hardware-Spielereien mit eigener, selbstprogrammierter Firmware
Ich habe einen weitere Artikel geschrieben, in dem ich zeige, welche lohnende Dritt-Firmware es sonst noch gibt und wie man sie installiert.
Wer sich für die Programmierung des Odroid-Go und die Erstellung eigener Firmwares interessiert, sollte auch meinen Artikel dazu lesen.