Tronxy X5SA Pro: Probleme, das Bett zu leveln wegen schlechter Bettaufhängung

Ein Bekannter von mir hat mir seinen alten Tronxy X5SA Pro 3D-Drucker geschenkt, weil ihm endgültig der Geduldsfaden mit diesem Drucker gerissen ist. Er hat sich jetzt einen Bambu Lab P1S geholt, von dem er begeistert ist.

Das er genug von dem Tronxy hatte, kann ich nach ein paar Tagen eigener Experimente mit dem Drucker sehr gut nachvollziehen. Er beklagte, dass er einfach keine gescheiten Ausdrucke hinbekommt, keine richtige Haftung hat und er Pritt-Stift trotz Glasplatte benutzen müsste und das es mittendrin immer mal wieder plötzliche und große X und Y-Versatze zwischen den Layern gäbe, die ihm regelmäßig den Druck versauen und Filament verschwenden.

Eigentlich wollte er ihn auf den Elektromüll schmeißen, aber er weiß, dass ich Bastler bin und ich sowas immer gebrauchen kann. Und wenn nicht als funktionierender Drucker, dann als Ersatzteillager oder zum Ausschlachten. Aber natürlich wollte ich wissen, ob der Drucker wirklich so mies ist oder mein Bekannter einfach eine Kleinigkeit übersehen hat. Der Tronxy war schließlich sein erster 3D-Drucker und er ist noch nicht so erfahren in diesem Thema. Also hieß die mir selbst auferlegte Mission "Drucker wieder flott machen".

Würde mir das gelingen, hätte ich einen Drucker mit größerem Druckraum und könnte größere Dinge drucken. Oder mehrere Dinge parallel ausdrucken, auf meinem Anycubic und dem Tronxy gleichzeitig, um Zeit zu sparen.


Mein erster 3D-Drucker ist ja der Anycubic i3 Mega, den ich hier vorgestellt habe. Auch mit dem Bett-Leveling habe ich schon einige Erfahrung. Und wenn man das Bett bei dem Anycubic einmal richtig gelevelt hat, dann bleiben die Druckergebnisse immer gleich und präzise. Es sei denn, man schleppt den Drucker durch die Gegend. Dann muss man natürlich neu leveln. Keine Probleme mit dem Bett-Leveling, jetzt schon seit Jahren nicht.

Der Anycubic ist ein sogenannter Portal-Drucker, wohl so genannt, weil wie auf dem Bild rechts zu sehen, das Druckbett beim Drucken immer wieder durch ein Portal auf der Y-Achse fährt und das ganze Konstrukt wie ein auf den Kopf gestelltes U aussieht. Das Druckbett, also die Glasplatte, auf die das Filament in Schichten aufgebracht wird, um ein zusammenhängendes Objekt zu drucken, hat dabei keine weitere Dimension, in die es sich bewegt. Besonders in der Z-Achse nach oben und unten bleibt es immer an derselben Stelle und ist darum in dieser Dimension sehr stabil.

Das Abfahren der Z-Achse und der X-Achse wird beim i3 Mega mit dem Druckkopf selbst realisiert. Der Anycubic i3 Mega hatte die Konstruktion des Prusa i3 als Vorbild und ich habe den Eindruck, er ist nochmal ein Stückchen robuster und stabiler als dieser gebaut. Ein fast schon übertrieben stabiler Stahlrahmen umfasst das Portal. Der Anycubic i3 mega hat eine Druckfläche von 22 mal 22 cm, was aber für die allermeisten Drucke ausreicht. Der Vorteil dabei ist auf der anderen Seite, dass es weniger Strom braucht, ein kleines Heizbett anzuheizen und warm zu halten.


Der Anycubic i3 mega braucht eine Standfläche von etwa 41 x 50 cm (Breite x Tiefe) in einer Höhe von 45 cm und ist ziemlich kompakt. Dies in jeden Fall in Relation zum Tronxy, der ein Riese ist. Der macht sich auf 55 cm breit und benötigt eine Höhe von 75 cm. Und auch nach hinten muss viel Platz bleiben, wegen der Schleppkette: 75 cm. Dafür bietet er ein Druckbett von 33 x 33 cm. Wenn man die Glasplatte auf dem Druckbett allerdings wie vorgeschlagen mit Klammern befestigt, dann bleiben vielleicht 30 x 30 cm Druckraum in der Fläche und satte 40 cm in der Höhe.

Und der Tronxy X5SA Pro ist kein Portal-Drucker, sondern ein sogenannter CoreXY-Drucker. Das heißt, dass der Druckkopf in X und Y Richtung bewegt wird. Allerdings liegen die Bewegungsachsen für X und Y Bewegung beide auf der X-Achse. Die Zahnriemen sind jeweils links und rechts des Druckkopfs angebracht. Durch spezielle Ansteuerung der Steppermotoren für X und Y sowie komplexe Verlegung der Zahnriemen über Umlenkrollen gelingt der Trick, den Druckkopf trotzdem auch in Y-Richtung zu bewegen. Allerdings muss man immer beide Motoren ansteuern, um den Druckkopf zu bewegen und zu positionieren, auch wenn man sich nur auf einer Achse bewegt. Das klappt erstaunlich gut und der Tronxy X5SA Pro gibt sich auch keine Blöße bei der X und Y-Genauigkeit. Die Layer liegen schön genau übereinander.

Das CoreXY-Prinzip bringt es mit sich, dass die Z-Achse eine weitere Ansteuerung benötigt, denn das CoreXY-System ist mit X und Y schon ausgelastet. Darum wird hier die Druckplatte, das Bett, hoch und heruntergefahren. Beim Tronxy fährt die Druckplatte beim Homing ganz nach oben und senkt sich dann bei jedem Layer um 0.1 oder 0.2 mm, je nachdem, was im Slicer als Layerhöhe eingestellt ist.


Und hier beginnen die Probleme des Tronxy X5SA Pro und das massiv: das Druckbett ist viel zu labil aufgehängt. Bei der kleinste Berührung verstellt es sich und dann stimmt die Z-Position nicht mehr. Drückt man links oder rechts auf das Druckbrett, so verstellt sich die Druckbettaufhängung an den Gewindestangen. Diese sind nicht miteinander verbunden und die Gewindestangen links können sich unabhängig von denen rechts bewegen. Und das geht leider viel zu leicht. Folge ist, dass der Z-Abstand, also zwischen Hot-End (Druck-Düse) und Bett verstellt und auf der X-Achse nicht mehr passt.

Drückt man hingegen oben oder unten auf die Platte, dann wird das Spiel der Lager an den Glattstangen verändert, die viel zu nah beiander stehen und zuviel Spiel haben, was dazu führt, dass der Z-Abstand auf der Y-Achse den Bach heruntergeht.

Nachdem ich das Bett ganz gut gelevelt hatte und den letzten Feinschliff mit einem weiteren Druck meiner Kalibrierungsplättchen (siehe Perfektes Bett-Leveling beim Anycubic i3 Mega) einstellen wollte, musste ich feststellen, dass sich das Bett schon wieder verstellt hatte. Denn das Bett ist leider so "wabbelig" aufgehängt, dass es sich bei der kleinsten Berührung verstellt. Da reicht es schon, selbst vorsichtig den Druck mit einem Spachtel zu entfernen, selbst wenn das Glasbett abgekühlt ist.

Und ich habe es mehr als einmal versucht, immer und immer wieder. Es ist einfach nicht zu schaffen, das Bett anständig zu leveln, so dass es für mehrere Drucke hält. Das einzige, was man machen kann: in der Mitte drucken, wo die Platte am stabilsten aufgehängt ist. Und nur kleine Dinge mit Ausmaßen von wenigen Zentimetern drucken, und ganz vorsichtig die Drucke abnehmen, am besten ohne Spachtel und ohne zu drücken oder zu ziehen. Wer jetzt sagt, das sei unmöglich einen Druck berührungsfrei zu entnehmen, dem gebe ich Recht. Das geht einfach nicht. Und schon ist das Bett wieder verstellt.

Und jedes Mal muss man Gefahr laufen, dass ein zu geringer Z-Abstand, der durch ein versehentliches Verstellen (was ja schnell passiert), das Glas-Bett ruiniert.

Also muss man das Bett vor jedem einzelnen Druck neu einstellen und eben mit Ungenauigkeiten leben. Mein Bekannter, der mir den Drucker ja mehr als Ersatzteillager geschenkt hatte - aber ich wollte es natürlich trotzdem probieren, vielleicht hat er ja irgendwas falsch gemacht - hatte da vielleicht die richtige Idee für den Drucker: etwas mehr Abstand lassen und ordentlich Leim drunter für die Betthaftung. Seine Ausdrucke waren dann natürlich von keiner guten Qualität und eher schief als maßhaltig. Und die Druckdüse wird vom Pritt-Stift-Kleber auch nicht besser, sondern schnell schwarz und verstopft. Zahlreiche "mitgelieferte" schwarze und verstopfte Druckdüsen zeugen von den Qualen, die hier schon durchlebt wurden.

Außerdem scheine ich eine sehr alte Firmware-Version zu haben, so "ungrafisch" wie die ist. Ich habe mal den Tronxy Support wegen eines Firmwareupdates angeschrieben. Die meinten pauschal, die Firmware sei nicht von ihnen. Man kann bei Tronxy auch nicht einfach die Firmware für den Drucker runterladen, nein, man muss umständlich beim Support darum betteln. Und die Firmware gibt es nur gegen "Machine ID photos, SN code photos, and motherboard photos". Die ersten beiden Fotos habe ich eingesandt, aber keine Firmware erhalten. Den Kasten mit dem Motherboard wollte ich jetzt nicht unbedingt aufschrauben. Die alte Firmware tut es ja im Prinzip, sieht halt nicht so toll aus und reizt den Z-Probe-Sensor nicht voll aus.

Ist es denn so schwer, zu notieren, bei welchen Seriennummern die Motherboard-Version geändert wurde? Oder einfach die Version anzuhängen oder einen Aufkleber drauf zu kleben? Nicht jeder hat Lust und den Platz, das Monster auf die Seite zu legen und den Motherboard-Kasten aufzuschrauben nur für ein Foto.

Außerdem habe ich nirgends auf der (auch etwas unübersichtlichen) Seite eine Anleitung zum Flashen der Firmware gefunden. Wie das Flashen ansich funktioniert und was das für ein Aufwand ist. Ob das über PC und USB geht, oder über die SD-Karte, oder man das Motherboard direkt über Header-Pins anschließen muss. Mehrmals habe ich meine Frage danach an den Support wiederholt. Jedesmal wurde die Frage ignoriert und keine Antwort gegeben. Zum Schluss hat man mir gar nicht mehr geantwortet. Ich kann also weder den Drucker noch den Support empfehlen.

Wenn euch irgendwann mal ein Tronxy X5SA angeboten wird: Macht es besser wie mein Kumpel: kauft euch einen gescheiten Portal-Drucker wie den Anycubic i3 mega, einen Prusa i3 oder gleich einen Bambu Lab P1. Gerade von letzterem sind alle angetan; allerdings ist noch nicht ganz einfach ranzukommen in Deutschland. Und es kommt natürlich darauf an, wieviel man ausgeben möchte.

Die Anfangszeiten, in denen man an 3D-Druckern ständig herum basteln musste, sollten mittlerweile vorbei sein. Heute darf man "auspacken, zusammenbauen, läuft" erwarten. Der Tronxy X5SA stammt noch aus den alten Tagen, wo man hin und wieder nachjustieren musste. Und von dieser alten, komplizierten Garde ist es ganz sicher keines der einfacheren Geräte. Ich würde selbst Profis mit viel Erfahrung nicht dazu raten, sich einen gebrauchten Tronxy X5SA anzuschaffen.

Und natürlich gibt es wieder ein Video, in dem ihr das hier Gesagte noch einmal live sehen könnt und vielleicht mit der einen oder anderen Zusatz-Info:



Viel Spaß beim gucken und viel Erfolg mit eurem 3D-Drucker!