Welliger Ausdruck durch verbogene Gewindestange

Inzwischen habe ich mich mit meinem Anycubic i3 mega ein wenig eingearbeitet und die mitgelieferte Filamentrolle ist auch schon fast leer gedruckt. Eine Sache, die mich schon seit Anfang an ein wenig nervt, ist ein ungleichmäßiger Ausdruck auf der Z-Achse.

Dem bin ich heute mal näher auf den Grund gegangen, und habe festgestellt, das eine Gewindestange meines neues Anycubic i3 mega verbogen ist. Doch nicht alles so eitel Sonnenschein mit der Qualität !?




In meinem ersten Blog zum Anycubic i3 Mega war ich von der guten Qualität, auch hinsichtlich des Zusammenbaus und der Qualitätskontrolle für den Preis und den chinesischen Hersteller (jetzt in Relation zu "Made in Germany") ganz angetan, doch jetzt habe ich doch einen unschönen Fehler finden müssen.

Seit ich den Drucker habe, funktioniert der eigentlich ganz gut, aber halt nicht perfekt. Eine Kleinigkeit hat mich immer gestört: eine leichte Welligkeit auf der Z-Achse. Die Schichten liegen nicht 100%ig korrekt übereinander, sondern verschieben sich erst nach links bzw. vorne und dann wieder nach rechts bzw. hinten, und das in schöner Regelmäßigkeit, so dass in den Wänden Wellen entstehen.

Auf was habe ich das nicht alles geschoben? Vielleicht sind die Zahnriemen nicht richtig gespannt? Aber warum sollte sich das dann in beide Richtungen (X und Y) auswirken? Dann würde doch nur X oder Y schief oder wellig sein, und nicht beide?

Oder liegt es daran, dass ich den 3D-Drucker in ein Stahlregal gestellt habe? Das steht zwar bombenfest (ist noch an ein zweites daneben festgeschraubt), aber der Anycubic wiegt ja doch ein bisschen was, und das Regal schwingt für das Auge unmerklich, aber im Druck bemerkbar mit?

Ich habe in Cura alle möglichen Einstellungen versucht, von langsamer drucken über andere Infill-Muster und Einstellungen wie Jerk bis hin zu Acceleration. Nichts brachte Besserung.


Als ich mir in Blogs und YouTube-Videos wieder mal Fachbegriffe wie Warping, Elefantenfuß und Z-Wobble um die Ohren hauen ließ, um dazuzulernen, und vielleicht herauszufinden, woher meine welligen Ausdrucke stammen, fand ich die Inspiration doch einfach mal die Achsen zu vermesen, um zu schauen, ob es daran liegen könnte.

Meine Idee dazu war simpel: Klebe ein weißes Blatt auf das Druckbett, bringe den Druckkopf mittels des Tool-Menüs eine halbe Stiftlänge höher als das Papier, lass den Stift das Papier berühren und klebe ihn dann mit Klebestreifen am Druckkopf fest.

Gesagt, getan. Das Papier saugte sich schon langsam mit der Tinte aus dem Stift voll. Also wurde es Zeit, ihn zu bewegen. Dafür ist das Menü Move Axis und die Touchscreen-Bedienung einfach wunderbar.


So bewegte ich den Druckkopf in der X und Y-Achse fröhlich jeweils um einen 10 mm hin und her, mit dem Ziel ein Raster zu bekommen, dass ich später gegen ein Geodreieck halten konnte, um zu sehen, ob die Linien auch gerade und parallel sind.


So entstand langsam ein Raster mit 1 x 1 cm-Quadraten. Auf den ersten Blick sahen die Linien gut aus. Mir ist nur aufgefallen, dass der Stift rechts nichts mehr zeichnete. Dabei hatte ich das Bett doch erst frisch gelevelt.

Sollte sich das Druckbett schon wieder verstellt haben? Sieht so aus, als müsste ich schon wieder eine Leveling durchüfhren. Sicher ist sicher.








Nachdem ich genügend Linien aufs Papier gemalt hatte, habe ich das Papier und den Stift wieder abgemacht und mir die Linien genauer angeschaut und auch mal mit dem Geodreieck überprüft. Das sieht für mich alles sehr gut aus. Naja, bis auf die Höhe vielleicht.

Aber die Linie sind gerade und parallel. Das spricht für gerade Stahlstangen, an denen das Druckbett ja in Y-Richtung und der Druckkopf in X-Richtung entlang fährt.









X und Y-Achse sind überprüft in Ordnung. Die Z-Achse fehlt noch. An der könnte es ja auch liegen. Und der Anycubic i3 mega hat ja gleich zwei von ihnen, eine an der linken Seite und eine an der rechten Seite. Das es zwei sind, ist gut, denn das sollte für mehr Stabilität und einen besseren Ausdruck sorgen.

Sollte, wenn sie gerade wären. Ja, wenn. In einem Forum habe ich gelesen, man soll die Stangen ausbauen und auf dem Tisch rollen, um zu sehen, ob sie gerade sind. Da habe ich es mir einfacher gemacht. Ich bin einfach die Z-Achse hoch und runter gefahren, immer wieder hoch und runter und habe ganz genau hingeschaut, wie sich die Gewindestange verhält. Bei der rechten war alles okay, da konnte ich keine Unregelmäßgikeiten feststellen.

Aber links... Aber seht selbst:



Auf halber Höhe des Videos, also dort, wo sich der Druckkopf in den unteren Layern befindet, also da, wo es am schlimmsten ist, ist die Gewindestange verbogen. Das wirkt sich natürlich auch auf die X-Achse (und ein klein wenig auf die Y-Achse) aus, denn schließlich ist an der Metallstrebe zwischen den Z-Achsen-Gewindestangen die X-Achse festgemacht, die Stange ist sozusagen Nullpunkt für die X-Achse.

Zum Glück wird dies durch die zweite Führungsstange aus Stahl (die gerade zu sein scheint) abgemildert, aber trotzdem wirkt es sich noch auf das Druckbild aus.

Die Auswirkung ist gut nachvollziehbar: jedesmal, wenn der Bauch der verbogenen Gewindestange nach rechts zeigt, ist der Nullpunkt für die X-Achse auch ein bisschen weiter rechts. Dann wandert der Nullpunkt mit der Biegung langsam nach links, bis der Bauch schließlich ganz links ist. Rechts - links - rechts - links: das ergibt eine schöne Wellenform - und genau diese bildet sich bei mir im Druck ab.

Bei genauerem Hinsehen stellte sich dann heraus, dass sich durch das Ganze hin und her der Gewindestange auch auf die (ansich gerade) Stahl-Führungsstange übertragen hatte auch die Schraube gelöst hatte, an dem sie befestigt war. Stetiger Tropfen höhlt den Stein und stetiges hin und her löst die Mutter. Dadurch hatte die Führungsstange dann Spiel bekommen und bewegte sich mit der wobbligen Gewindestange mit.

Auch wenn ich eigentlich nicht am 3D-Drucker basteln wollte - darum hab ich ja auch einen fertig zusammengeschraubten und kein DIY-Kit gekauft, werde ich wohl nicht umher kommen, die verbogene Gewindestange durch eine gerade auszutauschen, wenn ich bessere Ergebnisse haben will. Anziehen der Führungsstangenschraube wird nur zeitweise helfen, bis sich im Laufe der Zeit die Schraube wieder frei gewackelt hat.

Ich werde mich mal an den so viel gelobten Support von Anycubic wenden, ob die mir eine Ersatzstange gut verpackt zuschicken können samt eine Anleitung, wie man die Gewindestange auswechselt.

Das ich den Drucker jetzt nicht wie bei einem deutschen Händler einpacken und zurück schicken kann und in einer Woche habe ich einen neuen, ist mir klar. Und war mir klar, als ich direkt bei Anycubic China über eBay gekauft habe. Dafür ist der Preis auch einfach zu gut. Aber ein kostenfreies Ersatzteil und erklärende Hilfeleistung für den Austausch erwarte ich schon. Mal schauen, was wird. Ich werde an dieser Stelle wieder berichten.

Nachtrag 2018-11-23

Am Montag, den 19. November habe ich über die Support-Seite von Anycubic einen Support-Fall wegen der Gewindestange eröffnet und den Link zu obenstehendem Video gleich mitgeschickt. Ich schrieb die Anfrage gleich in Englisch, weil ich von den Chinesen nicht erwarte, dass sie deutsch sprechen - aber vielleicht können sie es ja trotzdem, ich habe es nicht versucht. Meine Erfahrungen mit anderen chinesischen Händlern ist die, dass man beim Versuch, deutsch zu kommunzieren, Texte von automatischen Übersetzern wie Google Translate aufgetischt bekommt, die so richtig Sinn ergeben wollen. Und die Übersetzer sind bei englisch besser als bei deutsch.

Es dauerte keine 24 Stunden, bis sich per e-mail ein Techniker meldete und meinte, dass er auch die Gewindestange als Fehler ausgemacht hätte. Er könne mir eine neue schicken.

Meine Bitte, dies doch bitte vom deutschen Lager aus zu tun, musste er leider ablehnen, da Ersatzteile "grundsätzlich nur aus China" versandt würden. Meine negativ beschiedene Anfrage, ob der Versand irgendwie beschleunigt werden könnte, ließ noch einmal 48 Stunden ins Land gehen. Man muss an die Zeitverschiebung denken. Anycubics Support arbeitet zwischen 4 und 12 Uhr MEZ und so vergehen meistens 24 Stunden zwischen zwei e-mail-Wechseln.

Am Donnerstag (22. Nov.) bekam ich dann einen Link für die Ersatzteillieferung von Anycubic, bei dem ich noch die Lieferadresse ausfüllen musste. Und am Freitag bekam ich bereits die Versandbestätigung samt Tracking-Code zu Paketverfolgung mit 17track, der dort allerdings nicht gefunden wurde. Aber ich bin guter Hoffung, dass die Sendung trotzdem ankommt.

Außerdem bekam ich am Freitag von Anycubic-Support einen Link auf ein Video bei Youtube, der den Austausch der Gewindestange der Z-Achse zeigt. Fehlen nur noch die Ersatzteile; laut Ersatzteillieferungsantrag sollen das 2 Gewindestangen (threaded rod) und eine Abschlussmuffe (brass nut) sein.



Nachtrag 2018-11-27


Nachdem mich ein anderen Anycubic i3 mega-Besitzer auf einem Cachertreffen (wer sich jetzt fragt was das ist, schaue einmal in der Rubrik Geocaching auf meiner Homepage vorbei) nochmal darauf aufmerksam gemacht hat, habe ich es doch noch einmal versucht, um diese Ursache auszuschließen.

Ich habe den Drucker auf eine ebene, feste Fläche gestellt, die ganz bestimmt nicht mitschwingt, nämlich auf das Glas-Ceran-Feld meines Einbau-Elektroherdes. Der ist eben und sitzt bombenfest, bewegt sich also keinen Mikrometer.

Wenn es irgendwelche Schwingungen in meinem Billig-Schwerlast-Regal gäbe, die sich im Druck widerspiegeln, dann würde sie hier nicht auftreten.


Das Ergebnis des Druckes war allerdings das Gleiche: meine charkateristische Wellen auf der Z-Achse sind immer noch da. Es wird also doch an der Gewindestange liegen.

Das hatte ich ja eigentlich schon vorher gewusst, dennoch wollte ich sehen, ob sich was verändert. Vielleicht hätte mir das neue Erkenntnisse gebracht und mir bei der weiteren Fehlersuche geholfen.

Also habe ich den Drucker wieder an seinem Stammplatz in Schwerlastregal verfrachtet und war mit dem Drucken etwas sparsamer. Ich wollte das Problem nicht noch ausweiten und lieber abwarten, bis die Gewindestangen-Ersatzlieferung da ist. Das kann ja nicht ewig dauern...



Nachtrag 2018-12-08

Am Samstag, den 8. Dezember, kamen die Gewindestangen dann nach etwa 2 Wochen an. Mit dem Versandweg war man mir wohl entgegengekommen. Scheinbar wurde das Paket aus Großbritannien verschickt, wobei dann 2 Wochen Versandzeit wieder recht viel sind.

Eigentlich wollte ich ja nur eine Ersatz-Gewindestange haben. Aber ich bekam 2 Gewindestangen und eine Abschlussmutter zugeschickt. Das Problem war vieleicht bei Anycubic nicht ganz unbekannt und man hatte sich diese Zusammenstellung zur Lösung des Gewindestangen-Problems schon zurecht gelegt. Aber gegen einen Extra-Ersatz hatte ich natürlich nichts einzuwenden.

Ach, übrigens: ich war letztens mal wieder beim Conrad in Nürnberg [Update 2023-09-02: hat inzwischen dicht gemacht] stöbern und siehe da: dort gibt es auch Gewindestangen zu kaufen. Vom Durchmesser sahen sie passend aus und kürzen geht ja immer mit einer Metallsäge. Evtl. gibt es solche Gewindestangen auch im Baumarkt [Update 2023-09-02: eher nicht, siehe Nachtrag]. Die müssen allerdings im Zollmaß sein. Können dann aber auch nicht die Welt kosten. Wer es also ein bisschen eiliger hat, kann sich sich auch dort einmal umschauen. Mir ging es aber auch darum, den Anycubic Support einmal selbst zu testen, wenn sich schon die Gelegenheit dazu ergibt.

Ich suchte die geradere der beiden Gewindestangen aus und damit konnte der Austausch der Gewindestangen angegangen werden.

Nachtrag 2023-09-02

Der Leser Guido aus Münster hat mich angeschrieben und mir erklärt, dass es sich bei den Gewindestangen um spezielle "Trapez Gewindespindeln" handelt, die etwas besonderes sind und quasi zwei Gewinde in einem beinhalten und damit "zweigängig" sind, was für eine größeren Weg pro Umdrehung sorgt.

Im Baumarkt wird man solche Gewindestangen also weniger bekommen. Man muss sie schon bei einem speziellen Mechanik Zulieferer oder im Internet kaufen. Beim Kürzen zu langer Stangen muss man unbedingt darauf achten, sie sorgfältig zu entgraten, nicht dass sie die Mutter mit der Zeit aufarbeiten. Auch das Gewinde sollten man deshalb nicht beschädigen und mit den Stangen vorsichtig umgehen und vermeiden, sie irgendwo anzuhauen.

Am besten man bestellt gleich die richtige Länge. Für den Anycubic i3 mega wären das 330 mm, Durchmesser 8 mm. Bei 330 mm Länge ist am Gehäuse noch rund 10mm Luft. Man kann auch 350 mm lange Stangen nehmen, muss dann aber oben ins Stahlgehäuse des Anycubic je Seite ein genügend großes Loch bohren.

Update

Anycubic hat Ersatz geliefert. Ob und wie ich damit das Problem lösen konnte, lest ihr hier.