Eine weitere 3D-Postkarte und eine e-mail von Puppetmaster Rhino Dino
Blog vom 2023-08-03: Eine weitere 3D-Postkarte und eine e-mail von Puppetmaster Rhino Dino | |
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Kategorie: | ARG (Alternate Reality Game) |
Stichworte: | ARG, Alternate Reality Game, Rätsel, 3D, Wackelbild, Postkarte, Geheimschrift, verschlüsselt, Kryptografie, authentic Cards, mbmSystems, anonym, Dino, Rhino, Voynich |
Was bisher passiert ist
- 2023-07-20: Im ersten Teil berichte ich über eine seltsame, anonyme Postkarte mit Geheimschrift, die ich erhalten habe
- 2023-07-22: Es tauchen zwei weitere 3D-Postkarten auf; ein erstes Transkriptions-Alphabet
Eine Mail vom Puppetmaster Rhino Dino
Gestern habe ich eine e-mail bekommen von jemanden, der sich "Rhino Dino" nennt und einen GMail-Account benutzt.Natürlich ist Rhino Dino damit immer noch anonym und gibt keine weiteren Hinweise zu seiner Identität. Das "Rhino" hat er von den Dateinamen, mit denen ich die Grafik meiner Postkarte mit den Nashörnern benannt habe. Das "Dino" kommt von dem Mailschreiber selbst.
Im Grunde ist es nicht unüblich, dass sich die Puppetmaster in Alternate Reality Games bedeckt halten, allerdings kommen mir so langsam Zweifel, ob es sich um ein klassisches ARG handelt, aber dazu mehr. Zuerst eine kurze Erklärung: Puppetmaster sind die Spielmacher in einem ARG, also diejenigen, die die Fäden in der Hand haben und das Spielgeschehen steuern. Die die Plot aufsetzen, die Mitspieler initial kontaktieren und sie durch den Spielverlauf führen, gegebenenfalls auch Tipps geben, wenn es nicht so richtig weiter geht.
Da das ARG nach zwei Wochen noch nicht so richtig in Fahrt gekommen ist, wundert nicht allzusehr, denn erstens ist es nicht so richtig breit aufgestellt - es gibt insgesamt 58 Teilnehmer, wie Rhino Dino in seiner mail an mich verrät. Und zweitens wurde nicht so etwas wie ein Treffpunkt im Internet publiziert wie eine Webseite, ein Forum oder ein Twitter-Account. Die Aufforderung "Suchen Sie sie" (also die anderen Teilnehmer) ist da gar nicht so einfach umzusetzen, wenn es nur ein paar Stichwörter gibt, mit denen man die Suchmaschinen füttern kann.
Viel gibt es da ja nicht. Ich habe da einmal das genommen, was konkret auf allen Postkarten drauf stehen dürfte, nämlich den Hersteller der 3D-Postkarten mbm System und deren Marke authentic Cards. Mehr Gemeinsamkeiten dürfte es nicht geben. Außer natürlich der allgemeinen Gemeinsamkeiten, die die Schlüsselwörter Geheimschrift, Geheimsymbole, 3D-Postkarte, Wackelbild-Postkarte mehr schlecht als recht zusammenfassen können.
Und dann müssen Google und Co. den neuen Blogeintrag erst einmal finden und indizieren. Und natürlich die anderen Empfänger der Postkarten auch nach eins oder zwei Wochen, wenn der Blogeintrag in den Google-Suchergebnissen endlich aufpoppt, immer noch soviel Interesse haben, dass sie sich auf die Suche danach machen. Die meisten werden das lange als "Unsinn" abgetan haben und nicht mehr dran denken.
Darauf gekommen, dass Klaus Schmeh noch zwei Karten (eine über seine Firma cryptovision) bekommen hatte, sind wir nur gekommen, weil ich ihn nebenher mal direkt darauf angesprochen hatte.
Tipp zu einer weiteren Postkarte
Das unter dem Twitteraccount jhermes zwischenzeitlich ein Tweet am 26. Juli abgesetzt wurde, davon habe ich nichts mitbekommen.
Darauf musste mich erst Rhino Dino in seiner gestrigen mail an mich aufmerksam machen. Den entsprechenden Tweet habe ich dann schnell gefunden und jhermes hat mir umgehend sein okay gegeben, seine Karte mit der Nr. 54 hier einzureihen (siehe weiter unten).
Fassen wir mal kurz zusammen: Dino Rhino (und ggf. sein Team) hat also 58 Postkarten verschickt und weiß, dass ich und jhermes über ihre Postkarten berichtet haben. Und bekommt das schneller mit als ich, der eigentlich täglich in den Suchmaschinen nach den vermutlich relevanten Suchbegriffen (siehe oben) sucht?
Bei den bisherigen Postkarten war der Poststempel leider nicht richtig zu lesen, was wohl an dem dunklen Hintergrund der Briefmarke und dem undeutlichen Schnelldruckverfahren liegt.
Bei dem Umschlag von jhermes haben wir aber mehr Glück. Ich bilde mir ein, dort "Briefzentrum 99" ausmachen zu können. Mit dem Wissen, dass es "99" sein könnte, kann ich von meinem Umschlag behaupten, dass das gut hinkommen kann, auch wenn die Zahl so gut wie unlesbar ist, weil mitten in der Data Matrix der Briefmarke gelandet.
Das Briefzentrum 99 ist für den Bereich Erfurt in Thüringen zuständig. Ist ist also anzunehmen, dass die Postkarten in dieser Region eingeworfen werden. Ich habe gleich an den Postkartenhersteller mbm Systems denken müssen, der auch aus dem Osten der Republik kommt. Aber der sitzt im schönen Dresden in Sachsen. Briefe, die in der Region Dresden eingeworfen werden, hätten das Briefzentrum 01 als Poststempel.
So einfach, dass hier mbm Systems mit seinen authentic Cards eine Werbekampagne fährt, so einfach ist es wohl nicht. Trotzdem ist die Region Erfurt für den Sitz von Rhino Dino wahrscheinlich.
Wir stehen unter Beobachtung
Wie geht das? Das geht doch nur, wenn Dino Rhino die Empfänger beobachtet, ob sie etwas etwas über ihre Postkarten posten...Was läge da näher, als wenn Rhino Dino den Empfängern einfach auf Twitter und Co. folgt? Dann bekäme er Neuigkeiten über seine Empfänger sozusagen umgehend frei Haus geliefert.
Und wirklich, da gibt es einen sehr verdächtigen Twitter (oder sagt man jetzt X?) - Account namens shadow (@shadow892821430) ohne Follower, aber mit passenden 55 Leuten, die mir jüngst folgt. Und schaut man sich die Liste der Personen an, denen er folgt, dann liest sich das wie das Who is Who der deutschen Kryptologie, auch, wenn einige wichtige fehlen:
Ich wette drauf, das Rhino Dino "Shadow" ist. Und seine Follows-Liste kommt mir gerade Recht. So kann ich schnell nachschauen, ob nicht noch jemand anders über seine Postkarte getwittert hat. Und denjenigen dann bitten, mir ein Foto seiner Postkarte zu schicken. Vielleicht bringt das ein wenig Schwung in die Sache.
Was noch in Rhino Dinos mail stand
Rhino Dino schreibt sonst eigentlich nur noch, dass es insgesamt 58 Postkarten-Empfänger gibt.Außerdem schreibt er, dass er meinen Enthusiasmus bewundere und hängt "als Belohnung" alle 58 Adressen der Postkartenempfänger samt ihrer Index-Nummer an. Diese werde ich hier allerdings aus Datenschutzgründen nicht veröffentlichen, sie deckt sich aber weitestgehend mit den Personen, denen Shadow auf Twitter folgt.
Da die Index-Nummern der Adressliste mit den Nummern oben links auf den Karten bisher übereinstimmt, habe ich eigentlich keinen Grund, daran zu zweifeln, dass "Rhino Dino" echt ist und nicht nur ein Blogleser, der sich als solcher ausgibt. Die nächste noch nicht veröffentlichte Karte dürfte hier die Indizlage erhärten.
Wer ist Rhino Dino aka Shadow und was hat er vor?
Zu seinem Motiv will sich Rhino Dino in seiner mail nicht äußern, versichert aber, dass sich hinter den Geheimsymbolen reale Inhalte verbergen.So viel weiter bringt uns das nicht. Und so langsam kommen in mir Zweifel auf, ob das auch wirklich ein ARG ist. Auf der Adressliste der Postkartenempfänger stehen nämlich auch die drei deutschen Geheimdienste, das BKA, das BSI oder Großfirmen wie Siemens. Denkt Rhino Dino wirklich, die hätten nichts besseres zu tun, als bei einem ARG mitzumachen? Oder hat Rhino Dino die und ein paar große Presseverlage nur hinzugefügt, um die Sache wichtig erscheinen zu lassen?
Wer ist Rhino Dino und was hat er vor? Ein ARG-Puppetmaster? Jemand, der sich mit seinen Kumpels zusammen einen Scherz erlaubt und uns nur an der Nase herumführen will? Oder zum Schluss gar jemand verwirrtes? Vielleicht jemand, der den Zodiac Killer oder so jemanden in der Richtung nachahmt? - ich will es nicht hoffen. Aber ich habe auch nicht die leiseste Ahnung, was Rhino Dino vorhat.
Ich werde ihm mal eine mail zurück schreiben. Vielleicht antwortet er ja.
Ansonsten bleibt abzuwarten, was als nächstes kommt und bis dahin genügend Postkarten als Datenbasis für eine Kryptanalyse zu sammeln.
Kleines Update: Und zwei weitere Postkarten
Unter den Tweet von Jürgen Hermes hat Prof. Posegga von der Uni Passau seine Karte Nr. 12 gepostet, die ich gerne in die Liste der gefundenen Karten einreihe. Außerdem ging bei ihm die Karte Nr. 30 eines ehemalig an der Uni tätigen Professors ein. Die Nummern oben links auf der Karte stimmen übrigens mit der von Rhino Dino angegebenen überein.Bisher gefundene Postkarte zum ARG "Rhino" (vorläufiger Arbeitsname)
Nummer | Empfänger | Abbildung | lesbarer Text | Transkription | Anmerkungen |
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12 | Prof. Dr. Joachim Posegga, Universität Passau (Lehrstuhl für Informatik mit Schwerpunkt IT-Sicherheit) | Viel Glück, Erfolg und Spaß beim lösen! | __ | __ | |
13 | Oliver Kuhlemann, Kryptografie.de | Ein kleines Rätsel! Zu wenig Zeichen? Andere haben auch eine Karte! Suchen Sie sie. LG | RFZM ATLGE Q1DAMKWCCEP2TCJE 5E4G3C4KX63ATLM Q1DAMKX ÄBY0UÖO JCSSVYIATZICP UHYNF879 | __ | |
30 | Ehemaliger Prof. der Universität Passau | Eine kleine Kryptochallenge! Viel Glück | __ | __ | |
52 | Klaus Schmeh, cryptovision | Just a small challenge! Good Luck! | __ | __ | |
54 | Dr. Jürgen Hermes, Uni Köln (Institut für Digital Humanities) | Mein Versuch das Voynich Manuskript zu kopieren | __ | __ | |
56 | Klaus Schmeh, Cipherbrain Blog | Großer Fan von Ihrem Blog! Mein Versuch das Voynich Manuskript zu kopieren! Viel Erfolg beim lösen! | __ | __ |
Nochmaliger Aufruf
Darum der nochmalige Aufruf: Wenn Du eine solche Postkarte zugeschickt bekommen hast und deshalb hier gelandet bist: Schicke ein Foto der Postkarte bitte per e-mail an ARG at Cool-Web.de . Ich werde Sie dann hier veröffentlichen, damit alle daran miträtseln können. Willst du deinen Echtnamen nicht aufgeführt sehen, sagt das bitte bzw. dein Pseudonym dazu.Wenn wir nicht genügend Postkarten zusammen bekommen, werden wir dieses Rätsel nicht lösen können.
Weitere Beobachtungen
Dr. Jürgen Hermes, seines Zeichens auch Sprachwissenschafter, ist gleich aufgefallen, dass nicht alle Postkarten die gleiche Handschriften haben. Ich habe mir die Karten deshalb auch noch einmal genauer angeschaut, und wirklich: da scheinen mehrere Menschen die Karten geschrieben zu haben. Und selbst an einer einzelnen Karten könnte mehrere gearbeitet haben: Jemand, der die Nr. links oben geschrieben hat und jemand anderes, der den Text geschrieben hat; die Schrift der Zahl findet Jürgen geschwungener. Was wieder für ein ARG sprechen würde, an dem ein ganzen Team arbeitet: Einer markiert die Karten mit der Index-Nummer, damit sie den richtigen Empfänger erreichen, andere erledigen den Rest (Karten und Umschläge schreiben).Ihm sind auch die vielen unterschiedlichen Zeichen aufgefallen. Zudem fällt ihm auf, dass es keine Wortstruktur wie im Voynich-Manuskript gibt, von dem ja auf den Postkarten desöfteren die Rede ist, sie sei Kopiergrundlage. Es könnte jetzt sein, dass Rhino Dino die Leerzeichen zwischen den Wörtern einfach weggelassen hat, um es uns schwerer zu machen.
Aber das Voynich-Manuskript hat 38 unterschiedliche Zeichen. Beim Rhino-Chiffre - so nenn ich sie jetzt einfach mal - sind aber schon 38 Zeichen auf meiner Postkarte und es gibt noch weitaus mehr auf anderen Postkarten. Das passt also nicht so ganz. Außerdem sehen die Zeichen des Voynich Manuskriptes sehr viel mehr aus wie die einer natürlichen Schriftsprache, die man auch flüssig schreiben kann. Davon ist die Rhino-Chiffre weit entfernt.
Geheimsymbole Voynich Manuskript
Teil der Geheimsymbole Rhino-Chiffre