Make: Alte Aux-In-only-Soundbox mit BT-Audio-Board zum Bluetooth-Lautsprecher upgraden


In meinem Youtube-Video Mailbag #005 hatte ich euch ja schon kurz das Bluetooth-Audio-Board vorgestellt, um das es heute geht. Das habe ich mir für roundabout 5 Euro für 4 Stück bei AliExpress gekauft. Gleich vier Stück, damit sich die Portokosten ein wenig lohnen und das Porto nicht höher als die Hardware ist.

Das Board gibt es bei AliExpress aus China unter dem Suchbegriff "DIY Bluetooth 5.0 Audio Receiver Wireless Adapter Module MP3 Bluetooth Decoder Board Car Speaker Audio Amplifier Board Output" zu finden.

Und bestimmt gibt es auch irgendwas ähnliches aus Deutschland, wenn man nach "Bluetooth Audio Receiver Board" z. B. auf amazon sucht. Zur Zeit, wo ich nachschaue (Februar 2023), gibt es zwei Stück für 6.99 € mit 3 Tage Lieferzeit und Versand durch Amazon.

Beim Chinesen wartet man ein paar Wochen. Dafür ist der günstiger.


In meinem Video hatte ich ja schon angedeutet, was ich mit den Boards machen möchte:

Ich möchte damit ziemlich einfache Soundboxen aufrüsten. Die habe ich mal günstig bei Pollin geschossen, für 4 Euro das Stück. Wurde dort als "Portabler Designlautsprecher, schwarz" verkauft inklusive 1A USB-Ladegerät, USB- und Audiokabel. Ist natürlich schon lange ausverkauft. Manchmal kann man bei Pollin schon ein Schnäppchen machen, aber man muss schnell sein. Wer genau das gleiche Teil unbedingt haben will, kann ja mal nach "Premium Blue PL-W2016" googlen. Hab es letztes für überteuerte 23.95€ irgendwo gesehen gehabt.

Erstmal die Nicht-Elektroniker-Variante versuchen


Jetzt könnte ich das Bluetooth-Audio-Board und die Soundbox natürlich "ganz normal" betreiben. Also: Das mache ich natürlich auch ersteinmal, um zu schauen, ob alles so funktioniert, wie es eigentlich angedacht ist. Und ja, es tut, was es soll. Könnte ein wenig lauter sein in der Grundeinstellung, aber okay.

Aber in der Standard-Benutzer-Konfiguration schlackert die nackte Platine so herum. Und ich brauche zwei Netzteile und USB-Kabel, eins mit USB-Mini für die Soundbox und eins mit Micro-USB für das Board. Sehr unschön.

Was ich möchte, ist, dass das Bluetooth-Board in der Soundbox verschwindet und dessen Strom anzapft. Die Audio-Verbindung wird dann intern verlötet.

Also das ich zum Schluss nur die Soundbox habe, ohne dass irgendein Geschnörkel außen dranhängt. Natürlich außerdem ein Mini-USB-Kabel für die gemeinsame Stromversorgung.

Das nenne ich jetzt mal die "Elekroniker-Variante".

Besser vorher nachdenken und planen


Doch wie bastele ich mir jetzt die Elekroniker-Variante zusammen?

Als erstes muss ich einen Platz irgendwo in der Soundbox für die zugegebenermaßen hübsch kleine Platine finden, und zwar so, dass die Soundbox noch zugeht und die Bluetooth-Antenne möglichst frei funken kann.

Und dann muss ich die richtigen Pins oder Pads auf den Platinen miteinander finden und verlöten. Und dann das Teil wieder zusammenbauen.

Hört sich einfach an, aber die Tücke steckt im Detail: Jetzt war ich da schon sorgfältig beim durchmessen und ausprobieren und habe trotzdem zwei kleine Dinge übersehen, aber dazu später mehr.

Als ich die Soundbox aufgeschraubt habe, fällt mir auf, dass erstmal nicht allzuviel drin ist, außer zwei 3 Watt Speaker, und zwei Platinchen. Die eine ist für die Ansteuerung mit den Druckknöpfen; die andere enhält, USB-Anschluss, Klinkenbuchse und die Verstärkerschaltung auf einer Platine. Die habe ich auf dem Foto rechts bereits ausgebaut. Die saß zwischen den Lautsprechern (siehe auch Video unten).


Die richtigen Anschlüsse auf dem Bluetooth-Board sind schnell gefunden, weil gut beschriftet: R für Right, also Sound rechts, L für Sound left, sprich links und GND für Ground, also gemeinsame Masse. BAT für Batterie ist auch selbstredend und hier direkt mit dem USB-Port verbunden.

Laut Datenblatt kann das Board mit einer Stromversorgung von 3.7 bis 5 Volt umgehen. Das passt doch gut. Ich suche mir ein paar Kabel in passenden Farben und löte sie ans Ende einer 6fach JST-Buchse. Ich hätte das auch direkt anlöten können, aber so ist eleganter, finde ich.


Die passenden Pins für das andere Ende der Verbindungen zu finden, ist schon schwieriger: Die Soundbox-Platine ist natürlich nicht dafür vorgesehen, dass man auf ihr rumlötet und da ist natürlich nichts beschriftet.

Am einfachsten tue ich mich mit der Audio-Verbindung. Die muss ja am Klinkenstecker rauskommen, wobei der Kontakt "ganz hinten" auf der Soundbox-Platine mit dem Kontakt "ganz hinten" auf der Bluetooth-Platine verbunden werden muss, logisch.

Noch einfach ist GND, denn das ist auch auf der Soundbox-Platine mit allem möglichen verbunden, Masse eben: massenhaft verbunden.

Die +5V für die Stromversorgung ist noch zu finden. Hier mache ich einen kleinen Denkfehler und es mir zu einfach. Ich denke nur: "wo kommt der Strom rein und wie geife ich den am besten ab?" und komme so natürlich auf die USB-Buchse und dann schließlich auf ein Lötpad an der Diode D1, an der man besser etwas anlötet kann, und zu der der 5V-Pin der Micro-USB-Buchse hinführt. Fertig gedacht.

Aber zuwenig nachgedacht, denn hier kommt ja nur die USB-Stromversorgung an. An die Batterie, die einen anderen Weg geht, denke ich in dem Moment gar nicht und bemerke das erst am Schluss, wo ich die Batterien testen will. Auf der Soundbox-Platine ist Batterie und USB-Port nicht direkt verbunden, sondern abgesichert. Darum kommt die Batterie-Spannung nicht an und das Bluetooth-Board bleibt bei Batteriebetrieb aus.

Ich wollte dann nicht mehr alles umlöten und habe es so gelassen. Aber das nächste mal werde ich daran denken, die Spannung an einer Stelle abzunehmen, die Strom bekommt, wenn man die Soundbox eingeschaltet hat, also die blaue Power-LED oben leuchtet. Dann funktioniert Batterie und USB und die Bluetooth-Platine verbraucht nur Strom, wenn die Soundbox auch eingeschaltet ist. Nicht, dass die überhaupt merklich Strom verbrauchen würde. Aber trotzdem: so wäre schöner. Aber wie heißt es so schön: "Fehler sind dazu da, dass man sie macht." - man muss nur daraus lernen.


Zweites Fehlerchen war, dass ich nicht darüber nachgedacht habe, an welches Ende ich die angelöteten Kabel herausführe. Da hatte ich nur gedacht "Halt es kurz" und "schnell von der Platine wieder runter, Kabel sparen" und dabei komplett übersehen, dass ich die Kabel zwischen Klinkenbuchse und USB-Buchse herausführe. Ein bisschen weitergedacht wäre ich wohl selbst drauf gekommen, dass das Mumpitz ist, da ist doch das Gehäuse zu Ende. Wie immer bei Anschlüssen, die schließen doch immer plan mit dem Gehäuse ab. Und wieder was gelernt: vorher noch mehr nachdenken.

Naja, ich habe die Kabel dann umgebogen. Dadurch wurde die Platine aber an der Stelle dicker und ich musste etwas aus dem Soundbox-Gehäuse heraus schnitzen, damit die Bluetooth-Platine dort noch reinpasste. Irgendwie war es im Soundbox-Gehäuse dann doch enger, als anfangs gedacht und ich habe ganz schön viel Zeit darauf verplempert, die Platine dort hinein zu bekommen (siehe Video).

Nachdem das JST-Kabel verbunden war, ging es an den ersten Test, ob denn auch alles läuft. Und was soll ich sagen? Die Box blieb stumm. Was hatte ich nur falsch gemacht?

Ich hatte gar nichts falsch gemacht und es dauerte auch nicht lange, bis ich darauf kam, dass der Klinkenstecker auch physikalisch eingesteckt sein muss, damit diese Audio-Quelle wiedergegeben wird. Wahrscheinlich, um einer Quelle Priorität zu geben, wenn auch über USB Sound reinkommt.

Natürlich wollte ich da kein loses Klinkensteckerkabel herumbaumeln haben, aber das brauchte ich auch gar nicht, denn die zwei elektrischen Verbindungen, die kurzgeschlossen werden, wenn das Kabel drin steckt, waren schnell mit dem Durchgangsprüfer ausfindig gemacht. Eine zusätzliche Lötbrücke - et voila: Die Bluetooth-Soundbox funktioniert nun wie gewollt.

Zusammengebastelt sind die Soundbox aber aus wie sie vorher war. Dass dort jetzt ein Bluetooth-Board drin ist, kann man ihr nicht ansehen.

Video

Wer sich mein eher grob geschnittenes Video, dass stellenweise vielleicht ein wenig langatmig ist (aber ihr wisst ja, wo der Vorspulknopf bei Youtube ist) antun möchte, bitte sehr:


Fazit


Meine self-made Bluetooth-Soundbox hat jetzt ihren Platz nebem meinem Bett im Schlafzimmer bekommen. Habe ihr noch ein kleines Brettchen zurechtgesägt (ich glaube aus den Überresten eines alten Schreibtisches), dass ich schmal haben wollte, damit ich mir nicht den Kopf daran stoße.

So kann ich nachts vorm Einschlafen noch einem Podcast oder Musik lauschen, bevor ich dann sanft ins Reich der Träume entschlummere. Die eine Taste zu drücken werde ich dann noch gerade schaffen. Besser, als Alexa wiederholt anzuschnauzen, weil sie mal wieder nicht richtig versteht.

Und? Hat sich der Aufwand jetzt gelohnt?

Finanziell waren das optimistisch gerechnet 4 € für die SoundBox und 1.25 € für die Bluetooth-Platine und ein bisschen Kabel und Lot. Also ein günstiger Bluetooth-Lautsprecher für 5.25 €. Teurer, wenn ich nur eine Platine bestellt hätte, wegen der Versandkosten.

Die Arbeitsstunden eingerechnet lohnt das natürlich nicht - es sei denn, solche Basteleien machen einem Spaß und man hat Gefallen daran - vielleicht auch, dazu zu lernen und an sich selbst zu wachsen.

Ansonsten gibt es fertige Bluetooth-Boxen natürlich auch schon ab 10 oder 15 Euro zu kaufen. Die haben dann meist sogar noch einen Akku drin.

Wo das Thema Umwelt gerade so in aller Munde ist: Das selbst zu bauen und dabei alte Teile zu verwenden, die andere wegschmeissen würden, ist natürlich auch eine Art von Umweltschutz: das Zeug landet nicht auf dem Müll, sondern wird recyclet / upcyclet und einer Zweitverwendung zugeführt. Man muss nicht immer alles gleich wegwerfen und neu kaufen. Die Ressourcen, die wir auf der Erde haben, sind endlich. Und man sollte verantwortungsvoll damit umgehen.

Extra: Was die Soundbox noch so könnte


Ich habe mir das Datenblatt zu dem Haupt-Chip auf der Soundbox-Platine, dem ESMT AD62550, mal ein wenig genauer angeschaut. Der hat noch so ein paar Sachen im Petto: Gerade der "Theater"-Modus mit der Lautstärke-Verstärkung hört sich gut an, das wäre doch vielleicht etwas, damit die Lautstärke in der Grundeinstellung etwas höher ist.

Und den "3D Surround"-Mode finde ich auch spannend, da könnte mal ein bisschen mit rumspielen und gucken, wie sich der anhört... oder ist der zum Schluss sogar schon aktiviert? Wer weiß.

Nachtrag 2023-02-14

Das sich die Bluetooth Platine bei eingestecktem USB-Netzteil nie so richtig abschaltet hat mir dann doch keine Ruhe gelassen und ich habe eine Lösung gefunden, dass sie sich mit der blauen Power-LED der Soundbox ein- und ausschaltet.

Das hat den Vorteil, dass die Bluetooth-Verbindung abbricht, wenn ich die Box ausschalte und ich dann nicht noch einmal extra auf der Smartwatch rumdrücken muss, um die Wiedergabe dort zu stoppen. Denn dann bricht natürlich auch die Bluetooth-Verbindung ab, was die Uhr merkt und die Wiedergabe dort automatisch stoppt.

Ich habe auch noch mit den Theater und 3D-Surround-Pins vom AD 62550-Chip herum gespielt, aber festgestellt, dass der Theater-Modus bereits aktiviert ist und das der 3D-Surround-Pin irgendwie genau wie der Mute-Pin funktioniert. Vielleicht ist das auch eine Chip-Variante, in der man sich den 3D-Sound gespart hat.

Und auch die Stromversorgung über das Batteriefach kommt jetzt bei der Bluetooth-Platine an, so dass ich das Teil auch für unterwegs abseits jeder Steckdose (naja, eine USB-Powerbank ginge natürlich auch) funktioniert.

Damit ist diese Bastelstelle geschlossen. Besser geht es nicht mehr und ich bin jetzt auch zufrieden.

Es gibt auch noch eine kleines zusätzliches Video, falls ihr das schauen möchtet: