Endlich gelöst: Ständige Blue Screen Abstürze von TrueCrypt unter Windows 10 beim Dismount und Reboot
Ich habe mir ein neuen Computer angeschafft, da das Windows 7 auf meiner ollen Kiste, die 15 Jahre ihren Dienst getan hat, einfach out-of-date war: vieles der Software wollte sich aktualisieren und lief dann nicht mehr auf Windows 7 oder die Software ließ sich einfach nicht mehr aktualisieren. Wie zum Beispiel die Browser. Das heißt dann auch: keine Sicherheitsupdates mehr. Es war also an der Zeit, Windows 7 Lebewohl zu sagen und auf mindestens Windows 10 umzusteigen.Gesagt, getan, aber: Neuer Computer, neues Betriebssystem, neues Problem... obwohl, ja eigentlich mehr: gefällt mir nicht, nervt nur.
Als verantwortungsvoller Autor und Journalist nehme ich natürlich den Quellenschutz ernst. Und als Software-Entwickler hätte ich es eigentlich ganz gerne, wenn ein Einbrecher mit meinen Daten nichts anfangen kann und ihm nicht meine Source-Codes in die Hände fallen, um sie an die Konkurrenz zu verscherbeln.
Darum sind alle Daten bei mir verschlüsselt, schon seit langer Zeit. Und seit es mit TrueCrypt so einfach ist, ganze Partitionen sicher zu verschlüsseln, wird komplett alles verschlüsselt. Die CPUs haben inzwischen AES-Beschleunigung eingebaut und es ist mittlerweile gar kein Geschwindigkeitsnachteil mehr zu spüren. TrueCrypt funktionierte immer klaglos und zuverlässig unter Windows 7.
Doch jetzt mit Windows 10 ist es eine Katastrophe: Jedes Dismounten eines verschlüsselten TrueCrypt-Volumes führt unweigerlich unter Windows 10 zu einem Systemabsturz, einem Blue Screen of Death. Ich weiß gar nicht, wann ich unter Windows 7 das letzte mal einen BOD (Bluescreen of Death) gesehen habe, muss ewig her sein, ich glaube das letzte mal, als es einen Fehler in einer neuen Version des Grafikkartentreibers gab.

Aber unter Windows 10 ist der Blue Screen nun mein ständiger Begleiter: Denn natürlich werden bei einem Neustart von Windows oder beim Herunterfahren auch die TrueCrypt-Volumes dismounted, also abgetrennt. Was einen Blue Screen zur Folge hat. Also nicht mal schnell das System nach einem Update neu starten, sondern dem weißen :( - Gesicht auf dem gefürchteten blauen Hintergrund zuschauen, während irgendwelche Debug-Informationen auf die Platte geschrieben werden. Es geht immer erst nach einer Zwangspause weiter. Sehr nervig.
Übrigens stürzen komischerweise viele Programme, die jahrelang tadellos unter Windows 7 liefen, ohne erkennbaren Grund unter Windows 10 ab. Und das noch nicht mal mit einer Fehlermeldung wie unter Win 7, sondern ohne jegliche Rückmeldung: sie verschwinden einfach spurlos von der Oberfläche. Dann muss man erst im Task-Manager (die neue Version unter Win 10 ist übrigens auch eine Frechheit) nachschauen, ob der Task noch läuft. Keine Fehlermeldung, kein Wort über Ursache, keine Infos über Assembler-Befehl, Stack, Speicherbereich oder Prozessor-Register, kein Knopf, um ein Debugging möglich zu machen und zu schauen, was da los ist.
Wahrscheinlich hält Microsoft seine Kunden inzwischen für dumm und meint, dass solche Informationen nur verwirren würden. Vielleicht denkt auch irgendein Marketing-Fuzzi, dass es ja so aussehen könnte, als sei Windows schuld, wenn etwas abstürzt (was in einigen Fällen bestimmt auch so ist) und das will man nicht, da zeigt man lieber gar nichts an. Das Problem wird sozusagen einfach totgeschwiegen und unter den Teppich gekehrt.
Das geht einher mit der Bevormundung, die uns Microsoft aufdrängt und für mich kaum auszuhalten ist, denn sie kostet massiv Zeit. Ich finde wichtige Einstellungen nicht mehr. In Microsoft-Sprech dann wohl "gefährliche" Einstellungen, mit denen ein DAU - damit ist der dümmst anzunehmender User gemeint und mittlerweile wohl Standard in Microsofts Vorstellungswelt - was kaputt machen kann. Okay, dieses Mantra fing schon früher an, als man z. B. "c:\Users\Name\Documents" auf "C:\Dokumente" umbog und Systemverzeichnisse versteckte, damit ein DAU nicht aus Versehen was wichtiges löscht. Aber jetzt wird es auf die Spitze getrieben.
Unter Windows 10 gibt es Zwangs-Updates, die man nicht mehr aufschieben oder verweigern kann. Mit der Folge, dass jedesmal eine ganze Reihe Leute in einer Boot-Dauerschleife festhängen und nicht mehr arbeiten können, weil sie ein unausgereiftes Update installieren mussten.
Unter Windows 10 gibt es die sogenannten "Apps", die sich zu verstecken, dass man nicht mehr ausmachen kann, wo denn die ".exe"-Datei dafür steckt. Eine externe Virenüberprüfung ist so natürlich schwierig. Da soll man wohl ausschließlich auf den hauseigenen Windows-Defender vertrauen. Und wenn man die Dateien der App nach einer Deinstallation (weil die App mal wieder eine Enttäuschung war) wieder loswerden will, dann lässt häufig der Deinstaller Reste oder funktioniert manchmal auch gar nicht richtig. Die übrig gebliebenen Dateien der App darf man dann selbst als Administrator nicht mehr löschen. Der Wahnsinn!
Ich fühle mich behandelt wie der letzte Depp, der nichts mehr darf. Auf meinem eigenen Computer. Überspitzt ausgedrückt, ist das kein Betriebssystem mehr, sondern eine Verkaufsplattform für Apps aus dem Shop mit Werbeeinblendungen. So etwas kann man vielleicht auf der XBOX bringen, aber doch nicht auf dem (noch!) weiterverbreitesten Betriebssystem, auf dem manche auch ernsthaft arbeiten müssen.
Das Ganze wird gekrönt von einer Mischung aus Ignoranz und Arroganz des Windows-Herstellers Microsoft, deren Attitüde durch folgendes Regelwerk beschrieben werden könnte, spräche man mit böser Zunge: 1. Die anderen sind schuld. 2. Das ist alles toll, was wir machen. 3. Wir haben unsere Gründe. 4. Der User ist dumm und muss vor sich selbst beschützt werden. 5. Macht gefälligst das, was wir wollen. 6. Wir wollen dein Bestes, dein Geld 7. Wir dürfen alles. 8. Du darfst nur das, was wir dir erlauben. 9. Deine Daten gehören uns. 10. Geh uns nicht auf die Nerven mit Datenschutz. 11. Statt Hilfe und ein stabiles System bieten wir Marketing-Geblubber und noch mehr Werbung, weil 2., 5., 6. und 7.
Aber kommen wir zurück zum Thema: Dismounten eines TrueCrypt-Volumes führt zu einem Blue Screen. Schrecklich. Also dachte ich mir, wechsele ich halt auf VeraCrypt, den TrueCrypt-Nachfolger. TrueCrypt wird ja nicht mehr aktualisiert und die letzte Version war zu Windows 7-Zeiten. Klar kann TrueCrypt nichts über die Unpässlichkeiten von Windows 10 wissen. Aber VeraCrypt wird gepflegt und die sollten mitbekommen haben, wo eventuell bei Windows 10 beim Frosch der Tumor sitzt (sagt man das so?).
Und bis Version VeraCrypt 1.25.9 vom 19. Februar 2022 sind TrueCrypt und VeraCrypt auch soweit kompatibel. Das heißt, VeraCrypt kann TrueCrypt-Container öffnen und ganz normal damit arbeiten. Ab höheren Versionen funktioniert das nicht mehr uneingeschränkt. Dann muss man wahrscheinlich zuerst TrueCrypt-Container zu VeraCrypt-Container migrieren, damit es weiter gehen kann.
Also habe ich VeraCrypt in eben dieser Version downgeloadet und installiert. Und was erscheint als erstes beim Start?

WARNUNG: Der Windows-Schnellstart ist aktiviert und es istDanke, VeraCrypt für die Info. Danke aus tiefstem Herzen! Windows selbst bringt es ja nicht auf die Reihe. Windows könnte ja mal schauen, was denn die Ursache für so einen Blue Screen ist und dann selbst vorschlagen, den Windows-Schnellstart - der ja offensichtlich nicht ausgereift ist - zu deaktivieren. Aber nein, auf dessen Existenz muss mich erst VeraCrypt hinweisen. Und es schaltet den Windows-Schnellstart auch gleich für mich aus, prima!
bekannt, dass er Probleme bei der Arbeit mit
VeraCrypt-Volumen verursacht. Es wird empfohlen, ihn für
eine bessere Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit zu
deaktivieren.
Möchten Sie den Windows-Schnellstart deaktivieren?
Und siehe da: Nachdem der Windows-Schrottstart, äh sorry, "Windows-Schnellstart" nicht mehr im System rumpfuscht und sich so Windows selbst ein Bein stellt, funktioniert auch mein altes TrueCrypt - zumindest auf den ersten Blick - wieder einwandfrei. Es lassen sich Volumes ohne Bluescreen ein- und aushängen und auch der Neustart von Windows kommt ohne BOD aus. Und langsamer kommt mir der Start von Windows auch nicht vor, vielleicht minimal. Aber wann starte ich Windows eigentlich neu? Vielleicht einmal die Woche. Den Rest der Zeit benutze ich nachts den Ruhezustand. Ich will schließlich nicht jeden Morgen alle Programme un Dateien neu aufmachen müssen.
Ihr müsst aber nicht extra VeraCrypt installieren, damit es keine Bluescreens mit TrueCrypt mehr gibt. Abschalten des Windows-Schnellstarts reicht. Der lässt sich auch so mit Windows-Bordmitteln in den Einstellungen deaktivieren. Das heißt, wenn man weiß, so. Und das geht so:
Rechtsklick auf das Windows-Symbol links unten und dann auf Energieoptionen klicken. Dann auf "Zusätzliche Energieeinstellungen" klicken, dann "Auswählen, was beim Drücken des Netzschalters geschehen soll" anklicken, dann "Einige Einstellungen sind momentan nicht verfügbar". Erst dann darf man die Box "Schnellstart aktivieren" unter "Einstellungen für das Herunterfahren" deaktivieren.

Hört sich kompliziert an? Ist es. Hört sich versteckt an? Ist es. Und die Frage, warum die Einstellung unter "Energieoptionen" zu finden ist und nicht unter Systemeinstellungen oder "Erweiterte Systemeinstellungen" (WIN+Pause), wo es der Logik her eigentlich hingehörte, ist berechtigt.
Vielleicht denkt Microsoft ja, dass alle User doof sind und vor sich selbst beschützt werden müssen und man eine Option, die das System wieder zurecht rückt, extra tief in den Eingeweiden an einem geheimen Ort vergraben muss - aus Gründen, die wahrscheinlich selbst Microsoft nicht kennt, denn eigentlich macht man Windows mit dem Abschalten (der von Haus eingeschalteten) Option ja stabiler.
Vielleicht sind es wieder Marketing-Versprechungen, die man dann machen kann: "Windows startet jetzt noch schneller als vorher!". Dumm nur, wenn man das 10-fache der eingesparten Zeit bei jedem Reboot mit Starren auf einen Bluescreen verbringen muss und jedesmal der PC abstürzt, wenn man vergessen hat, dass man bloß nicht das auf der SD-Karte befindlichen TrueCrypt-Volume aushängt. Instantan. Ohne einem die Gelegenheit zu geben, noch irgendwas zu speichern. Zum Glück merken sich wenigstens die heutigen Web-Browser die zuletzt geöffneten Tabs. Das Ganze ist echt übel und ein absolutes Minusgeschäft für den User.
Eine echte Frechheit. Aber Microsoft hat an einer zufriedenen Windows-Nutzer-Schar scheinbar gar kein Interesse. Mit Miet-Office, bei dem man die Benutzer immer wieder neu melken kann, was sie eigentlich schon bezahlt haben, kann man doch viel leichter Geld verdienen. Und Azure, die Microsoft-Cloud erst einmal: eine Goldgrube für Microsoft, eine Teergrube für den User, der da drin fest hängt wie die Fliege in der klebrigen Hängefalle, nachdem er erst einmal sein System umgestellt hat, nachdem er auf das Marketing-Geblubber reingefallen ist.
Und Copilot, Microsofts KI-Lösung wird Microsoft den nächsten große Geldsegen einbringen- wenn es nach Microsofts Plan geht und man ihm nicht mehr aus dem Weg gehen kann, weil er überall drinsteckt: in Windows, In Office, überall, wo Microsoft seine Marktmacht ausspielen kann. Bei der Attitüde, die Microsoft derzeit an den Tag legt, hoffe ich insgeheim, das Copilot so floppt, wie damals die Kachel-Phones mit Microsoft Windows Mobile. Es gibt ja genügend gute Konkurrenz. Und den Kachel-Phones dürfte heute auch keiner eine Träne nachweinen.
Und wenn Microsoft so weitermacht, dann sehe ich auch das Windows-Monopol fallen. Linux muss nur ein bisschen besser werden und die großen Hersteller müssten ihre Programme auch auf Linux portieren. Die ersten Schritte sind bereits getan: DaVinci Resolve, Steam, etc. Dann scheint die Sonne nicht mehr so hell für Windows. Und wenn erst einmal eine kritische Masse auf Linux gewechselt sind, sind die Software-Hersteller gezwungen, für Linux zu entwickeln. Und spätestens da sehe ich schwarz für Windows, dann ist das Grab für Windows geschaufelt. Und niemand wird ihm eine Träne nachweinen. Alle werden sagen: "Selbst schuld, Microsoft. So geht man nicht mit seinen Kunden um."
Jedem, der ein stabiles Windows-Betriebssystem benötigt, kann ich eigentlich nur raten, den Schnellstart von vornherein abzuschalten. Der scheint noch nicht ausgereift und macht nur Probleme. Das ist das bisschen schneller starten nicht wert. Das "(empfohlen)" bei der Einstellung sollte man deshalb als "(auf eigene Gefahr!)" interpretieren.