Geehy APM32F103VC-Mini Entwicklungsboard Vorstellung
Die embedded world 2023
Auch ich war auf der embedded world 2023 in Nürnberg, die dieser Tage wieder stattfand. Es war mein erster Besuch dort. Zuvor hatte ich nämlich angenommen, vielleicht wegen des Namens, dass es hier wohl eher um Industrieautomation und Automotive geht.Da die NürnbergMesse mir als it-sa Messebesucher aber einen Besuch der embedded world vorgeschlagen hat und auch gleich ein Freiticket anbot, habe ich die Gelegenheit natürlich wahrgenommen und habe auf der em23 vorbei geschaut. Es sind ja nur ein paar Kilometer von mir aus.
Und ich war positiv überrascht, in welche Richtung die Messe ging und wieviele Aussteller dort auch Mikrocontroller relevante Dinge wie Sensoren, Displays usw. ausstellten. Zudem noch jede Menge Elektronik-Distributoren, Gehäuse-Hersteller usw. usf.. Obwohl ich fast 9 Stunden auf der Messe und eigentlich nur in den interessanten Hallen bzw. Ständen war, habe ich doch nicht alles sehen und besuchen können, was ich eigentlich wollte. Aber das wichtigste schon. Messgeräte und dergleichen kommen das halt das nächste mal dran.
Und ich war überrascht, wie gut besucht die Messe am ersten Tag war. Es war richtig was los, und das schon früh um 9 Uhr. Ich habe dann von einem Aussteller den Tipp bekommen, dass es an den anderen beiden Messetagen dann schon ruhiger zugeht - naja, zu spät.
Eigentlich hatte ich die großen Shows bei den großen Herstellern wie Arduino, Espressiv, STM, Microchip, TI etc. erwartet, aber irgendwie war es da eher nüchtern. Wahrscheinlich hatten es diese Firmen nicht nötig, um Aufmerksam zu buhlen.
Die interessantesten Gespräche hatte ich mit den chinesischen Herstellern. Auch wenn die Kommunikation auf englisch nicht immer ganz einfach war (unterschiedliche Akzente, Messelärm), so habe ich doch jede Menge neues erfahren, interessante Informationen einsammeln können und auch das eine oder andere Muster für Reviewzwecke klarmachen können.
Am Stand von Geehy
Heute möchte ich euch das APM32F103VC Mini-Entwicklungsboard vorstellen, dass mir der Hersteller Geehy kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Herzlichen Dank dafür, auch in Namen meiner Leser.Wäre ich nicht zufällig ins Gespräch mit den Leuten am Stand von Geehy Semiconductors ins Gespräch gekommen, hätte ich wahrscheinlich nie von dem Board, um das es heute geht, erfahren, oder zumindest noch nicht jetzt. Das Ganze war mehr Zufall: Als ich mir die ausgestellten Entwicklungsboards mit den vielen Pins so anschaute, wurde ich gefragt, welche Leistungsklasse ich denn so suchen würde.
Das APM32F103 Mini Entwicklungs-Board


Ich antwortete, so was in Richtung Leistung des STM32-F103 (den ich ja schon auf der in diesem Artikel vorgestellt hatte). Und schon brachte Larry, ein sympatischer und smart wirkender Hardware-Engineer von Geehy ein APM32F103VC Mini-Entwicklungsboard an. Als ich bemerkte, dass es ja schon ein seltsamer Zufall wäre, dass der Name APM32F103 so nah an STM32F103 ist, meinte Larry, das wäre ein Alternativprodukt zum STM32F103 und in Sachen Leistung ähnlich.
Ich fragte Larry, was ich denn zum Programmieren bräuchte, welche Hardware und welche Entwicklungsumgebung. Nebenbei schrieb die Kollegin 18 US$ auf ein Kunden-Formblatt oder so etwas in der Richtung.
Entwicklungs-Zubehör: APM32 Prog und Geehy-Link
Larry kam mit einem Programmer "APM32 Emulator/Programmer" zurück, der mich ein bisschen mit seiner JTAG-Schnittstelle oben an den ST-Link von STM erinnerte. Obwohl, wenn ich mir den Programmer so anschaue, dann ist das Design schon anders. Die Kollegin schrieb 15 US$ auf den Bogen. Wird wohl der Preis für das Teil gewesen sein.


Außerdem hatte Larry dann noch einen zweites Programmer-Gerät "APM PROG" dabei, der auch eine JTAG-Schnittstelle hatte. Mir war der Unterschied nicht ganz klar, warum ich zwei Geräte brauchte, weil es so aussah, als hätten beide den gleichen Zweck. Aber Larry versicherte mir, dass ich beide Geräte bräuchte, das eine wäre zum Debuggen und das andere zum Programmieren, oder so.



Zu Entwicklungsumgebung meinte Larry, dass man das Board mit Keil programmieren könnte, aber auch das es ein Plugin für VS Code gäbe und wohl auch das Eclipse ginge. VS Code würde mir natürlich gut in den Kram passen, da ich am liebsten mit der Arduino IDE und Visual Studio Code meine Mikrocontroller programmiere.
Nach einer kurzer Nachfrage beim Chef war es dann wohl okay, dass ich die Dinge für Reviewzwecke kostenlos bekomme. Und nun habe ich alles, was ich brauche und muss nur noch herausfinden, wie ich es zum Laufen bekomme und was das APM32F103VC-Mini-Board leistet und wo es sich eingliedert.
Die mitgelieferte Dokumentation ist eher mager aber die geehy.com-Website soll laut Larry alles Wissen bereithalten, das ich brauche. Da bin ich ja mal gespannt.
Erster Eindruck des Sets
Ich denke, hier ist es am geschicktesten, ich mache ein kurzes Video, sozusagen ein Unboxing und schildere euch live meinen ersten Eindruck in Wort und Bild:Ein erster Vergleich der Specs


Wo platziert sich das APM32-Board innerhalb der hier bisherig vorgestellten bzw. populären Boards? Schauen wir uns dazu die technischen Daten ein wenig genauer an und vergleichen sie anschließend miteinander:
Technische Daten der Boards im Vergleich
Arduino Mega 2560 Rev3 | STM32F103C8T6 ("Blue Pill") | APM32F103VC-Mini (Geehy) | ESP-12F (ESP8266) |
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Wo platziert sich das APM32F103VC-Mini-Board?
Das APM32F103VC-Mini-Board ist zwar ein gutes Stück leistungsfähiger als die Blue Pill, aber es ist auch ein gutes Stück größer und noch viel wichtiger - ein gutes Stück teurer. Aber das ist bei dem Formfaktor natürlich klar. Ich habe bei Geehy auf dem Stand auch keine viel kleineren Entwicklungsboards, etwa mit dem APM32F103C8T6 gesehen. Der Formfaktor ist in etwa so wie das hier vorgestellte Board. Weiß sicher nicht heißen will, dass man ein Board in BluePill-Größe mit einem APM32F103C8T6 Chip entwickeln könnte. Aber das wäre ein Thema für eine ganze Artikelserie.Was beim APM32F103VC-Mini-Board heraus sticht, ist, das es jede Menge GPIO-Ports bietet: 16 analoge IOs und nochmal gut 60 digitale. Das ist eine Menge und sogar mehr als das es der Arduino Mega bieten kann. Außerdem ist der APM32 6 mal schneller vom Takt her, hat 32 statt 8 Bit und 8 mal so viel SRAM für Variablen (64 KB statt nur 8KB, die beim Arduino sicher schnell knapp werden können).
Lediglich das EEPROM scheint zu fehlen, um Daten über das Ausschalten hinaus zu speichern. Zumindest habe ich davon nichts in den Spezifikationen gelesen. Aber laut einem Artikel auf hackster.io, der so wie es ausschaut von genau jenem Larry stammt, mit dem ich auf der embedded world das Vergnügen hatte, kann der APM32 wie der STM32 den Trick, den Flash Speicher vom Programmcode aus zu schreiben. Ansonsten wäre es bei Vielzahl von Pins sicher auch kein Problem, einen zusätzlichen kleinen, günstigen seriellen Flash-Chip in den Aufbau zu integrieren, um darauf zu schreiben. Das ginge in jedem Fall. Larrys Lösung wäre hardwaretechnisch aber natürlich komfortabler.
Einen Preisunterschied zwischen Arduino Mega Clone für ca. 20 Euro (um die 40 Euro das Arduino Original) und dem APM32F103VC-Mini-Board für ca. 20 Euro gibt es praktisch nicht. Das APM32F103VC-Mini-Board ist excellent verarbeitet, was ich ebenfalls vom Arduino Original annehme. "Annehme", weil ich noch keins in Händen hatte, und auch keinen Mega Clone, von dem ich allerdings denke, dass da die Verarbeitung nicht an das APM32F103VC-Mini-Board heranreichen wird.
Hardwaretechnisch im Preis-Leistungs-Vergleich ist auf jeden Fall das APM32F103VC-Mini-Board der eindeutige Sieger laut den Spezifikationen.
Was aber auch wichtig ist, ist die Frage der Einfachheit der Programmierung. Beim Arduino gibt es ewig viele Beispielprogramme und Libraries. Hier findet man für jede Anwendung, für jeden Sensor etwas. Mit der Arduino IDE kann man dank der vielen Programmbeispiele gleich loslegen, auch wenn man noch nicht so richtig programmieren kann, "copy and paste" sei Dank.
Die Softwareseite muss noch betrachtet werden
Für das APM32F103VC-Mini-Board habe ich keine große Community ausmachen können. Über das APM32-Board speziell ist im Internet nicht allzuviel zu finden. Ich sehe eine Chance für das APM32F103VC-Mini-Board als "Arduino-Mega-Killer" aber nur dann, wenn die Programme vom Arduino ohne allzu große Anpassungen auch auf dem APM32-Board laufen würden. Beim STM32 und der Blue Pill gibt es ja auch eine Community, die es geschafft hat, Librarys zu schreiben, die es möglich machen, die Blue Pill ohne allzugroßen Aufwand softwaretechnisch wie einen Arduino zu nutzen.Vielleicht ist das APM32-Board ja schon von Haus aus (ziemlich) kompatibel oder softwaretechnisch einfach auf die richtige Schiene zu bringen.
Das herauszufinden wird Thema des nächsten Artikels sein. Dann probiere ich aus, welche Entwicklungsumgebungen den APM32 unterstützen, wie die Programmierung von statten geht, was anders und was gleich ist.
Mir ist es gelungen, das APM32F103VC-Board unter der Arduino IDE 2.0 zum Laufen zu bekommen und einen ersten Test Sketch zu entwickeln. Nachzulesen in meinem Artikel Geehy APM32F103VC-Mini-Board Entwicklungsboard Test und Einrichtung unter Arduino IDE.