Ständige Bluescreens in Windows 7: Eine Fehlersuche
Seit mehreren Monaten habe ich im Schnitt gefühlt einmal pro Tag einen Bluescreen of Death, wie der so schön heißt. Dabei stürzt der Windows-Rechner mitten in der Arbeit ab und zeigt einen blauen Bildschirm mit technischen Debug-Informationen an.Bluescreen - die moderne Guru Meditation
Ein Bluescreen ist ein Zeichen für einen nicht mehr behebbaren Fehler im Windows Kernel. Denn normalerweise bekommt bei Windows, wie auch bei anderen Multitask-Betriebssystemen, jede gestartete Applikation einen bestimmten Speicherbereich zugewiesen. Versucht dann diese Applikation zum Beispiel außerhalb ihres Speichers (der unter Umständen einem anderen Programm gehört) zu schreiben, dann wird dies durch das Betriebssystem verhindert. Die Applikation wird dann einfach geschlossen, es wird eine Meldung angezeigt und keine anderen Programme oder das OS werden in Mitleidenschaft gezogen. Das gleiche gilt, wenn DEP (Data Execution Protection) eingeschaltet ist und die Anwendung versucht, einen Befehl in einem Datenspeicherbereich auszuführen. Das soll Viren davon abhalten, Data Overflow-Angriffe auszuführen, bei denen beliebige CPU-Befehle in den Daten versteckt und dann ausgeführt werden. Auch dann wird die Anwendung einfach beendet.Ein Bluescreen sollte also sehr selten vorkommen. Denn er kann nur bei Programmen vorkommen, die im Kernel Modus laufen, also Teil des Betriebssytems sind. Dazu gehört der Unterbau von Windows (Speicher- und Programmverwaltung etc.) selbst als auch die Treiber für Grafikkarte, USB-Ports, Speichercontroller und so weiter. Diese Dinge werden aber normalerweise sorgfältig programmiert und ausgiebig getestet, bevor sie auf die Menschheit losgelassen werden. Seit Windows 7 werden Treiber zudem von Microsoft überprüft und erhalten nur ein Zertifikat, soweit sie diese Tests bestehen.
Einen Bluescreen kann es auch geben bei einem illegalen Befehl der CPU, also einem Befehlscode, den der Prozessor nicht ausführen kann (sogenannter Illegal OpCode). Bleiben also eigentlich nur vier Fehlerursachen, die einen Bluescreen verursachen können:
- fehlerhafter Treiber
- fehlerhafter Prozessor
- fehlerhafter Speicher
- sonstige fehlerhafte Hardware (Motherboard und darauf befindlicher Speichercontroller etc.)
Interpretation des Bluescreens
Mit den Informationen des Bluescreens kann man als Normalsterblicher normalerweise nicht viel anfangen. Hier werden Dinge auf Maschinen-Ebene wie Program-Counter und Regsiterinhalte angezeigt, die vielleicht interessant sind für Treiber-Entwickler. Wer an einem Einstieg in dieses Thema interessiert ist, der mag sich meinen Artikel über Computerarchitektur am Beispiel einer (einfacheren) 8502 8-Bit-CPU zu Gemüte führen. Auf einer moderner CPU gibt es ein paar mehr (und breitere) Register. Für oberen Beispiel-Bluescreen sind das:
RAX = fffff6fb7dbedfa0
RBX = ffffffffffffffff
RCX = 0000000000000050
RDX = fffffa7f0b5934d9
RSI = 0000000000000000
RDI = fffff6fb7e9fc2d0
R9 = fffff8800776d540
R10 = ffff080000000000
R11 = fffff6fb7dbf4fe0
R12 = 0000000000000000
R13 = 0000000000000000
R14 = 0000000000000000
R15 = fffff6fb7dbedf11
RBP = fffff8800776d440
RIP = fffff800050b2ea0
RSP = fffff8800776d3e8
SS = 0018
GS = 002b
FS = 0053
ES = 002b
DS = 002b
CS = 0010
Flags = 00000246
Interessanter sind da schon die Fehlerursache (PAGE_FAULT_IN_NONPAGED_AREA) und wo der Absturz stattfand (tcpipreg.sys). Ich interpretiere das so: Es gab einen Speicherzuweisungsfehler beim Versuch, Speicher für eine Internetverbindung zu reservieren.Taucht immer wieder der selbe Treiber als Absturzort auf, dann ist das ein Zeichen dafür, dass mit diesem Treiber etwas im Argen ist.
Bluescreens sammeln für eine Analyse
Da Bluescreens eigentlich immer sporadisch auftreten, kann aus einem Bluescreen allein nicht gleich die Fehlerursache ausgemacht werden. Besser ist es, diese zu "sammeln". Dazu schaltet man die Protokollfunktion für Debuginformationen von Windows an. Diese findet man unter System (Windows + Pause) / Erweiterte Systemeinstellungen / Systemeigenschaften / Erweitert / Starten und Wiederherstellen / Einstellungen. Dort aktiviert man "Ereignis in das Systemprotokoll eintragen" an. Ein Speicherabbild braucht man eher nicht, denn die dort enthaltenen Informationen zu analysieren wäre zu zeitraubend.Dann werden alle Bluescreens protokolliert als "[Datum-Zeit]-[LfdNr].dmp"-Dateien. Bei mir zu finden in "C:\Windows\Minidump". Um diese Dumps übersichtlich anzeigen zu lassen, benutze ich die Freeware BluescreenView von Nirsoft. Damit sieht man dann auf einen Blick die letzten Bluescreens und was sie ausgelöst hat.
Analyse der Bluescreens
BluescreenView sieht bei mir so aus:"ntoskrnl.exe" ist der Kernel von Windows und durch und durch getestet. Entweder ist die .exe-Datei kaputt (was sie nicht ist), oder es handelt sich um einen Speicher - oder CPU-Fehler.
"FLxHCIc.sys" ist mein USB3-Port-Treiber. Den hatte ich zuerst in Verdacht, denn der stand bei mir häufiger in der Liste. Aber da es auch Fehler in "ntoskrnl.exe" gibt, gibt es entweder zwei Fehlerursache oder der Treiber ist nicht schuld, sondern ein Speicher - oder CPU-Fehler.
Die Fehlerursachen PAGE_FAULT_IN_NONPAGED_AREA, MEMORY_MANAGEMENT sind häufig und weisen auf einen Speicherfehler hin. Auch IRQL_NOT_LESS_OR_EQUAL und BAD_POOL_HEADER können von fehlerhaftem Speicher herrühren.
Speicher checken mit dem Windows-Arbeitsspeicherdiagnosetool
Um den Speicher zu überprüfen hat Windows 7 eine versteckte Funktion bereits eingebaut. Nach dem Einschalten und während die BIOS-Meldung erscheint drückt man wiederholt die Tab-Taste, dann erscheint eine Auswahl, ob man Windows starten will oder eine Speicherdiagnose durchführen will. Das sollte der erste Check sein, denn hier muss man weder was installieren, noch den Computer aufschrauben. Wir drücken auf Tab, und führen die Speicherdiagnose aus...Das Windows-Arbeitsspeicherdiagnosetool meldet: "Es wurden Hardwareprobleme gefunden.". Das ist übel, denn das heißt, dass mindestens ein RAM-Riegel (oder halt der Speichercontroller auf dem Motherboard) defekt ist.
Meist steckt ja mehr als ein Speicherriegel in dem PC und jetzt gilt es, herauszufinden, welche davon defekt sind, um diese auszusortieren.
Speicher checken mit Memtest86+
Damit das ein bisschen schneller geht, und auch genauer, habe ich mir das Freeware-Tool "Memtest86+" besorgt. Das gibt es netterweise auch gleich als Tool, das Memtest86+ auf einen bootbaren USB-Stick kopiert. Memtest86 läuft auf "DOS"-Ebene, braucht kein Windows, startet deswegen sofort und kann den Speicher sogar mit mehreren CPU-Kernen gleichzeitig malträtieren (F2 gleich nach Start drücken), ist also schneller. Außerdem ist es gründlicher.Das es von USB-Stick startet, hat den Vorteil, dass es schnell geladen ist, denn wir werden jetzt desöfteren neu starten müssen. Zuerst habe ich natürlich versucht, die Taktrate runterzuschrauben, mit dem das RAM angesprochen wird, vielleicht funktioniert es ja dann. Aber leider nützte das wenig bei mir. Das 1600 MHz-RAM wurde eh die ganzen Jahre lang nur mit 1333 MHz angesprochen, weil meine CPU nicht schneller kann.
Nachdem alle BIOS-Settings nichts brachten, ging es daran, die defekten RAM-Riegel ausfindig zu machen. Also nur einen Riegel der vier, die in meinem Motherboard steckten (4 mal 2 GB) in Slot 0 des Motherboards und neu booten.
Wie man sieht, benutzte ich das "gute" (dazu später mehr) und teure XMS3-RAM von Corsair. Dafür habe ich vor rund 11 Jahren 156 Euro für das 8 GB-Kit gezahlt, also 39 Euro pro 2GB-Riegel.
Es dauert nur 30 Sekunden, und schon poppt der erste Speicherfehler auf:
Riegel Nr. 1 schon mal defekt. Da brauche ich gar nicht groß weitertesten und nehme mir Riegel Nr. 2 vor... der kommt wieder allein ins Motherboard
Riegel Nr. 2 hat nach nicht mal 2 Minuten schon über 20 Fehler. Das war ja wohl auch nichts. Noch ein Opfer für den "Defekt"-Haufen.
Riegel Nr. 3 ist auch defekt. Hier lassen ich den Test mal ein bisschen länger laufen. Nach etwa 2 Durchgängen hat der Riegel es auf sage und schreibe 1697 Fehler gebracht. Der dritte defekte Kandidat. Als ich Riegel Nr. 3 nach ca. einer Stunde gegen Nr. 4 tausche, bemerke ich, dass dieser merklich heiß ist, heißer, als ein RAM-Riegel sein sollte. Da hilft auch der schöne Heat-Spreader nichts.
Riegel Nr. 4 besteht den Test. Ich teste ihn 2 Passes durch und erhalte keinen Fehler.
Corsair-RAM: 3 von 4 Riegeln nach 11 Jahren defekt
Ich hatte schon viele Computer, doch das ist mir noch nicht untergekommen, das RAM gleich so gehäuft kaputt geht. Eigentlich hatte ich nur einmal kaputtes RAM und das war das RAM von meinem C64 aus den 1980er, was ich aber reparieren konnte. Aber das war schon vor 30 Jahren kaputt gegangen und der C64 war eine Bastelmaschine, mit der mein Bruder und ich nicht gerade zimperlich umgegangen waren.
Aber diese RAM-Riegel hier hatte ich vor 11 Jahren so in den Rechner gesteckt und nie wieder angerührt. Sie wurden nie übertaktet, im Gegenteil, sie wurden nur mit 1333 MHz gefahren, es wären satte 20% mehr möglich gewesen, denn spezifiziert sind sie bis zu 1600 MHz. Mit 1333 MHz müssten die eigentlich ewig halten. Als BIOS-Settings habe ich "auto" benutzt, was 1.65 Volt auf die Riegel gibt. 1.65V steht auch im SPD-ROM der Riegel und ist auch auf dem Gehäuse aufgedruckt.
Was nutzen mir teure, ach so schöne RAM-Riegel mit Aluminium-Heat-Spreadern, die man angeblich übertakten kann, wenn die mir selbst untertaktet nach ein paar Jahren verrecken? Das Gemeine ist ja, dass die kurzen Selbsttests beim Start des Computers nie einen Fehler ausgegeben haben, sondern die Abstürze nur sporadisch sind, so dass man nicht genau ausmachen kann, woran es liegt... spinnt die Software? Oder ein Treiber? Wird es zu heiß im Rechner? Welche Komponente mag schuld sein? Das kann einen in den Wahnsinn treiben... Man arbeitet gerade an etwas Wichtigem... bumm! Bluescreen!
Es hat mich Wochen gekostet, herauszufinden, dass es an den RAM-Riegeln von Corsair liegt, von denen ich eigentlich gedacht hatte, dass die qualitativ hochwertig sind und es an denen wohl nicht liegen wird. Wie man sich täuschen kann...
Warum werden Corsair-RAMs mit 1.65 Volt betrieben?
Meinen Windows 7 Rechner nur mit 2 GB laufen zu lassen stellte sich zwar als möglich, aber auch als schneckenlahm heraus. Viel war da nicht zu machen und es musste schnell Ersatz für die defekten RAM-Riegel her. Bei meiner Suche stellte ich fest, dass eigentlich alle anderen DDR3-RAM-Riegel 1.5 Volt und keine 1.65V brauchen. Warum benutzt Corsair nur 1.65 Volt? Das ist doch viel zu viel für normale RAM-Bausteine... wurden die Riegel deswegen so heiß? Brauchen die deswegen diese Alu-Heat-Spreader? Hat eine Überspannung die RAM-Riegel vorzeitig altern und defekt werden lassen?Ich habe mir dann gebraucht Samsung-Riegel (2 zu 4 GB) besorgt, die brauchen ganz normale 1.5 Volt. Im Mischbetrieb (2x 4GB Samsung und 1x 2GB Corsair) stellte mein BIOS die Spannung bei den Auto-Settings (die eigentlich immer safe sein sollten) dann auf 1.6 Volt. Irgendwie ein Mittelding zwischen den 1.5V für die Samsung und den 1.65V für die Corsair. Aber meiner Meinung zuviel für die Samsung. Die wollte ich nicht auch noch durch Überspannung schrotten. Also habe ich die DRAM-Spannung manuell auf 1.489 Volt gestellt. Und memtest86 noch einmal laufen lassen. Und komischerweise gab es auch beim Corsair-Riegel bei nur 1.489V keine Fehler. Der brauchte also gar keine 1.65V, zumindest nicht bei 1333 Mhz. Sind mir die RAM-Riegel dann wegen nichts kaputt gegangen? Nur weil das SPD-ROM eine zu hohe Spannung von 1.65V vorschreibt und das BIOS die dann natürlich einstellt, obwohl es mit 1.5V auch gegangen wäre?
Was steckt drin in den Corsair-Riegeln?
Jetzt wollte ich der Sache auf den Grund gehen und herausfinden, welche Speicherchips Corsair da verbaut. Zum Schluss sind es Standard-Chips mit 1.5V und Corsair nimmt eine Überspannung - und damit, dass die RAMs irgendwann frühzeitig das Zeitliche segnen - in Kauf? Im Internet habe ich ein bisschen recherchiert und viele Beiträge in den Foren und auch bei amazon gefunden, dass Corsair RAM vorzeitig den Geist aufgegeben hat, manchmal schon nach ein paar Wochen. Mein Plan: Vorsichtig den Alu-Heatspreader auseinanderklappen, die Chipbezeichnung ablesen, das Data Sheet dazu herunterladen und dort die Spannung überprüfen, ob die Chips für 1.5V oder für 1.65V zugelassen sind.Das allerdings war leichter gedacht als getan...
Wie kann man RAM-Chips nur so etwas antun?
Vorsichtig versuchte ich also mit einem Taschenmesser zwischen den Spalt zwischen den Heatspreader-Schalten zu kommen, um diese auseinanderzuklappen. Aber das ging nicht. Als ob die Schalen nicht geclippt, sondern verklebt wären. Also kam nach dem dünnen Taschenmesser ein stabilerer kleine Schraubendreher zum Einsatz und danach ein noch eine Nummer größerer Schraubendreher. Dann konnte ich mit der Hand und viel Kraft eine Schale abziehen und da sah ich dann die Bescherung:Über alle RAM-Chips war ein echt fieser Epoxidharzkleber (und dass nicht zu knapp) gegossen und damit die RAM-Chips an den Spreader und das PCB geklebt. Und das Epoxy hält dabei besser als die Lötverbindungen. Das Ergebnis sieht man oben: Alle, wirklich alle Chips wurden von der Platine gerissen und kleben an den Alu-Spreadern.
Das kann nicht gut für die Chips sein. Denn das Aluminium der Spreader, auf der die Oberseite der Chips klebt, hat als Metall eine höhere Wärmeausdehnung als die Platine, die aus einem Material (irgendein faserverstärker Kunststoff?) besteht. Erwärmt sich ein RAM-Riegel, dann reißt der Spreader sozusagen an der Chip-Oberseite, während die Chip-Unterseite starr ist. Viele Aufwärm- und Abkühlzyklen üben vielmals Stress auf den Chip aus. Dann könnten die Lötverbindungen oder das Chip-Die selbst in Mitleidenschaft gezogen werden. Ich jedenfalls halte das für eine Schnaps-Idee, die Chips so rundum einzukleben.
Hier sieht man, wie gut der Kleber klebt und welche Kraft es benötigt, die Aluschalen auseinander zu bringen. Die Lötverbindungn sind völlig zerstört, das Epoxy zwischen den Chips völlig unbeirrt. Das oben rechts wird wohl der SPD-Chip sein, ein Daumennagel hat die Öffnungsaktion nicht ganz unbeschadet überstanden.
Die Chips abzulesen, ist so unmöglich, da sie mit der Beschriftungsseite am Alu-Heatspreader kleben. Ich versuche es damit, den Kleber zu erhitzen, und bei großer Hitze verflüssigt sich der Kleber auch ein bisschen und ich kann mit einer Zange einen Chip abziehen - die kleine Chips sind flach und unhandlich, mein Daumennagel zum Größenvergleich:
Dummerweise wird der Kleber sofort wieder fest und bildet dann eine superzähe Schicht auf dem Chip, durch die man nicht lesen kann. Auf den Chip kann man rechts nur "AIR", "J oder U G", "40" und "s" lesen. Das hilft nicht viel weiter.
Auch die Einfriermethode bringt nichts. Das macht das Expoy zwar spröder und die Chips lassen sich leichter von den Alu-Spreadern lösen, aber dafür ist dann die gesamte Kleberschicht auf den Chips und man gar nichts lesen. Das das Alu nun sauber ist, bringt mir nichts. Bei einem Versuch ist mir sogar ein Chip in der Mitte durchgebrochen, so dass man das Silizium sehen kann. Empfindlich sind die flachen Chips also auch noch. Das macht die Sache nicht einfacher.
Mit ganz viel Geduld, Hitze, Lösungsmitteln und mechanischem Reiben gelingt es mir dann doch, einen Chip so zu reinigen, dass man die winzige Aufschrift darauf lesen kann:
CORSAIR
128M8DCJG
ELF0601040
E022A8F09431
Also kein Standard-RAM-Chip, sondern ein mit CORSAIR gelabelter. Entweder läßt Corsair für sich bei Drittanbietern produzieren oder produziert selbst. Auch konnte ich kein Data Sheet dazu finden, das angeben würde, welche Spannung denn dafür die richtige wäre. Auf dem Chip selbst steht auch keine Spannung. Die Theorie, dass hier eventuell 1.5V Standard-Chips mit 1.65V zu viel Spannung bekommen, sehe ich damit erst einmal als widerlegt an. Trotzdem könnte es ja sein, dass 1.65V Spannung auch für die Corsair-Chips auf Dauer zu viel sind. Vielleicht hat man sich beim Chip-Design verschätzt. Natürlich können auch Produkt-Tests beim Hersteller nur ein paar Tage oder Wochen in Anspruch nehmen. Was ich hier habe, ist ein 10 Jahres-Test und 1 Riegel hat ja überlebt. Nichtsdestotrotz erwarte ich von Speicher und insbesondere von solch teurem, dass er quasi ewig hält, wenn man ihn anständig behandelt.
Corsair Garantie
Der Meinung ist wohl auch Corsair, geben sie doch eine "Lifetime Warranty", also eine lebenslange Garantie bzw. auf der Corsair-Garantieseite als "Garantie auf Produktlebensdauer" angegebene Garantie.Rein aus Neugier, ob die wohl auch eingehalten wird, habe ich dort einmal einen RMA-Antrag gestellt, der jetzt bearbeitet wird. Die deutschsprachige Hotline allerdings ist wegen Corona vorübergehend offline.
Ich werde euch an dieser Stelle berichten, wenn sich Corsair wieder bei mir meldet, um mir ein Angebot zu machen. Ein Austausch gegen die gleichen Riegel wird es wohl nicht werden, die werden wohl nicht mehr hergestellt werden. Und natürlich haben heute 8GB RAM nicht mehr denselben Preis wie vor 10 Jahren, sondern kosten nur noch einen Bruchteil. Vielleicht ist es den Aufwand nicht wert, aber neugierig bin ich schon, wie Corsair reagiert.
Nachtrag 2021-07-10
Ich bekomme eine RMA-Nummer zugewiesen und soll alle vier RAM-Riegel aus dem Kit und dem auszudruckenden Zettel zusammen in einem Umschlag an Corsair in Deutschland schicken, den entsprechenden Anschriftenaufkleber konnte ich ebenfalls ausdrucken und aufkleben. Etwas sauer aufgestoßen ist mir, dass ich den Rückversand selbst zahlen musste. Aber so schlimm fand ich das dann auch wieder nicht, denn schließlich ging es hier um eine freiwillige Garantieleistung nach Ablauf von 2 Jahren. Man ist als Deutscher da halt ein bisschen verwöhnt und objektiv würde ich das auch nicht als unfair bezeichnen.Etwas dumm war natürlich, dass ich einen Riegel schon durch meine Recherchen auseinandergenommen hatte. Gespannt, wie Corsair wohl reagieren würde, packte ich die drei defekten Riegel und die Überreste des vierten in einen Luftpolsterumschlag und schickte sie am 13. Juli ans Corsair Service Center in Bergheim bei Köln.
Die weitere Korrespondenz erfolgte dann auf englisch und ich konnte den Verlauf der RMA online bei Corsair auf der Website mitverfolgen: am 19. Juli wurde die Sendung als angekommen ("Received") eingetragen. Dann geschah eine ganze Zeit nichts und am 4. August war dann scheinbar eine Ersatzlieferung an mich ("Shipped") eingeleitet worden. Dafür bekam ich auch eine DHL-Sendungsverfolgungsnummer, aus der hervorging, dass das Päckchen wohl aus Taiwan kommen wird ("Service Area: TAO YUAN -TAIWAN --> Service Area: NUERNBERG - GERMANY"). Ich schaute ein paar Tage hintereinander auf den Status bei DHL, der aber immer nur auf "Shipper has generated a shipment label, but the shipment has not yet been handed over to DHL" lautete. Ich dachte so bei mir: "Na, dass kann ja noch dauern..."
Gleichzeitig kam eine Kundenzufriedensheitsumfrage bei mir an. Ein denkbar schlechter Zeitpunkt, denn noch hatte ich gar keinen Ersatz bekommen. Und auch die RMA-Nachverfolgung war nicht so lückenlos, wie die sonstigen dort aufgeführten Status es eigentlich hätten vermuten lassen sollen. Dementsprechend war meine Bewertung eher schlecht. Eine Woche später hätte sie sehr viel besser ausgesehen.
Nachtrag 2021-08-12
Gestern ist eine Sendung von Corsair aus Taiwan bei mir angekommen. Da hatte ich noch gar nicht mit gerechnet. Damit hat der Versand inkl. "Eintüten" und Übergabe an DHL etwa eine Woche gedauert. Was aus Fernost ganz schön flott ist.
Versprochen hatte man mir als Ersatz ein 16 GB VENGEANCE Kit als Ersatz mit vier 4GB Riegeln und bis zu 1600 MHz Takt, aber 1333 MHz Takt im SPD gespeichert und genau die habe ich auch bekommen. Denn meine alten 2 GB-RAM-Riegel "xms3" werden nicht mehr hergestellt. Damit, dass ich so jetzt 16 GB statt nur 8 GB erhalte, damit war ich natürlich einverstanden. Komplett in original Verkaufsverpackung.
Allerdings haben die Corsair-Riegel wieder dieser Heat-Spreader - ich hoffe mal nicht wieder so verklebt wie die xms3. Und diese machen die RAM-Riegel schon ein wenig hoch, fast doppelt so hoch wie normale DDR3-Riegel ohne Heatspreader. Das ist vielleicht für die Kühlung wichtig, wenn man übertaktet, aber das habe ich ja gar nicht vor. Ich werde sie eher untertakten und mit 1333 MHz statt der spezifizierten 1600 Mhz fahren.
Und so machen sich die neuen RAMs auch ein bisschen sehr breit im meinem PC, obwohl sie in meinem PC jetzt sehr gut hineinpassen. Der CPU-Lüfter kann so ein wenig Luft zwischen die Kühlrippen der RAMs "pusten" und dann wären ja auch noch zwei Lüfter (der grüne Außenlüfter und der vom Netzteil), die dafür sorgen sollten, dass die warme Luft schnell nach außen gelangt.
Ich hoffe nur, dass die RAM-Barriere nicht für eine Verschlechterung des Luftstroms von der Frontseite (auf dem Bild rechts) sorgt, aber das wird sich noch zeigen. Die Aerodynmaik in Computergehäusen ist fast eine Wissenschaft für sich. Bis jetzt bleiben die Temperaturen aber in gutem Rahmen.
Wie gesagt, werden ich die RAMs nur auf 1333 MHz und bei 1.489 Volt fahren und damit etwas untertakten, ausgelegt sind sie auf 1600 MHz und 1.50 Volt. Ich hoffe, dass sie damit die nächsten 10 Jahre und länger durchhalten.
Als erstes habe ich dann natürlich wieder einen Memtest86+ Check gemacht, ob die RAMs auch in Ordnung sind und ob sie mit den BIOS-Einstellungen zurecht kommen. Und wie man sieht, ist alles im grünen Bereich.
Ob diese RAM-Riegel in zehn oder elf Jahren wieder das spinnen anfangen werden, wird sich zeigen, das heißt, so ich meinen etwas in die Tage gekommenen Computer dann noch benutze. Ich hoffe aber mal, dass die Absturzursache in den RAMs inzwischen behoben ist.
Ansonsten muss man Corsair dafür loben, dass sie mit der Garantie Wort gehalten haben und selbst nach 11 Jahren noch die defekten RAM-Riegel ersetzt haben. Und das ohne zu meckern. Schließlich hätte man auch den auseinander genommenen Riegel beanstanden können.
Dummerweise habe ich hin und wieder immer noch mit Bluescreens zu tun, aber die hängen nicht mehr mit dem RAM zusammen, sondern passieren eigentlich immer dann, wenn ich den Rechner aus dem Ruhemodus geweckt und vorher den USB3-Port benutzt hatte. Ich glaube, der USB3-Treiber hat da einen Bug. Das muss ich noch weiter beobachten und untersuchen.