Produkttest: Aufsätze für elektrische Zahnbürste - Eurodont tritt gegen Oral-B an
Ich habe mir letztens eine elektrische Zahnbürste im Angebot bei Rossmann für roundabout 15 Euro gekauft. Was ganz einfaches, aber immerhin von der Marke Oral-B. Natürlich war bei diesem Preis nur ein einziges Bürstenaufsatz dabei.
Als dieser Aufsatz nach etwa 4 Monaten nicht mehr ansehnlich war und die Borsten wegstanden, war es Zeit für einen Austausch. Also natürlich zuerst die Bürstenaufsätze von Oral-B selbst angeschaut. Die sollten allerdings 9 Euro für 3 Stück, also 3 Euro das Stück kosten.
Irgendwie kam mir gleich das Verkaufsmodell "Wir verkaufen die Grundeinheit billig, machen sie aber von einem Zusatzprodukt abhängig, dass der Kunde dann überteuert nachkaufen muss und damit machen wir dann im Nachhinein richtig viel Geld" in den Sinn, so wie man es von Tintenstrahldruckern und Tintenpatronen oder Kaffeekapselmaschinen und Kaffeekapseln kennt.
Kennt man ja: der Tintenstrahldrucker wird so billig verkauft, dass man nichts an ihm verdient; ja vielleicht sogar Verlust macht. Aber man stattet ihn nur mit halb vollen Tintenpatronen aus, die dann natürlich recht schnell leer sind.
Der Käufer ist dann gezwungen, sich neue Patronen zu kaufen, die dann schon mal teurer als der Drucker selbst werden können - naja, dafür sind sie dann ja auch ganz voll ;) Und die sind dann wahnsinnig überteuert und damit wird der große Reibach gemacht. Was Alternativanbieter auf den Markt brachte, die sich ein Stückchen vom Kuchen sicherten: billige Tinte in günstige Patronen füllen und unter dem Verkaufspreis der Original-Anbieter verkaufen lässt eine schön große Marge und bringt viel Gewinn. Was die Original-Hersteller natürlich nicht gern sahen und rechtlich mittels Patenten und Klagen gegen die Alternativanbieter vorgingen. Und die Kunden mit Warnungen wie "Benutzen Sie keine Alternativtinten. Das macht Ihren Drucker kaputt!" verunsicherten. Aber das ist ein anderes Thema.
Also habe ich mich nach einem Alternativ-Produkt für Aufsätze für meine elektrische Zahnbürste umgeschaut. Da gibt es doch sicher was. Da war ich im Supermarkt doch schon dran vorbeigelaufen..!?
Für Tintenstrahldrucker gibt es ja schließlich auch alternative Tintenpatronen. Und für die Original Nespresso-Maschine gibt es auch günstige, alternative Kaffeekapseln, die zwar nicht ganz an das Original heranreichen, aber im Latte Macchiato gar nicht mal so schlecht schmecken.
(Der Genießer macht seinen Latte Macchiato natürlich selbst mit Kaffeemühle, Siebträger und dem ganzen Schnick Schnack).
Aber zurück zu den Zahnbürstenaufsätzen. Ich habe die Augen danach offen gehalten und kurz darauf wurde ich auch beim Aldi fündig. Dort gab es eine Sechser-Packung eurodont Aufsätze für gerade mal 5 Euro oder so.
Die Verpackung versprach "Passend für die meisten Oral-B® Akku-Zahnbürsten**". Oh gleich zwei Sternchen. Wer schaut da schon nach, was die bedeuten? Wahrscheinlich steht da nur, dass eurodont in keinem wirtschaftlichen Verhältnis zu Oral-B steht und das Oral-B ein eingetragenes Markenzeichen von Braun ist. Denke ich mal, dass das so ist.
Okay, das DPMA meint, der Markeninhaber ist "The Gillette Company LLC", aber Braun wurde ja auch 1967 von Gilette aufgekauft, die dann 2005 von Procter & Gamble übernommen wurden. Und das ist nur eine von derzeit 94 Markeneintragungen für "Oral-B". Beziehungsstatus "Es ist kompliziert" würde ich sagen.
Egal, zurück zu den Aufsteckbürsten von eurodont. Sechs Stück nicht mal fünf Euro? Da kostet ja ein Aufsatz nicht mal ein Euro. Schnäppchen! Und was soll schon groß anders sein an diesem "Alternativprodukt"?
Was soll schon groß anders sein an diesem Alternativprodukt?
Ja, was schon? Sieht sehr ähnlich aus von außen und solange der Aufsatz drauf passt? Was soll schon groß anders sein? Selbst diese farbigen Indikator-Borsten, die anzeigen, wann es Zeit für einen Wechsel ist, hatten die eurodont-Aufsätze ebenfalls. Also gleich mal mitgenommen, die Sechserpackung. Für den Preis kann man doch einfach nichts falsch machen. Eingepackt und über das Schnäppchen gefreut im Glauben, der "Druckertinenmafia" ein Schnippchen geschlagen zu haben. Hehe.Was anders war, zeigte sich nach etwa zwei Monaten Gebrauch des eurodont-Aufsatzes, der einfach nicht mehr so richtig hin und herschwingen, also vibrieren, oder im Marketing-Sprech "oszillieren" wollte. Die kleinste Berührung auf den Bürstenkopf brachte die Bewegung zum Stillstand. Das hilft dann natürlich nicht viel, wenn sich da nichts bewegt. Da kann ich genauso gut wieder die alte Handzahnbürste auspacken und die ist wenigstens breiter und bedeutend weniger Handarbeit.
Den nach über 4 Monaten Gebrauch etwas runtergerockte Oral-B-Aufsatz habe ich nicht gleich weggeschmissen, sondern erstmal als Ersatz für Notfälle aufgehoben. War ja noch nicht kaputt, nur halt schon abgenutzt.
Das ermöglicht mir jetzt, den eurodont-Aufsatz mit dem Original Oral-B Aufsatz zu vergleichen. Und darum geht es hier in diesem Artikel.
Der Verpackung entnommen und nebeneinangerlegt sehen sich die beiden Konkurrenten sehr ähnlich. Borsten, ovales Loch in der Stiel-Mitte, alles doch sehr ähnlich. Nur die kleine Feder in dem ovalen Guckloch ist nur bei der Oral-B aus Metall, so scheint es.
Aber irgendwo muss doch jetzt ein Unterschied sein, wenn die eurodont nur ein paar Wochen - bei den späteren 5 Aufsätzen zeigte sich, dass sie eigentlich schon nach 2 bis 3 Wochen nicht mehr so richtig zu gebrauchen waren und sich bei dem Anpressdruck, den ich so aufwende, nicht mehr gescheit bewegten - durchielten und beim Original die Mechanik auch noch nach 4 Monaten top ist und es die Borsten sind, die zuerst den Geist aufgaben.
Also versucht, die Aufsätze irgendwie auseinander zu nehmen. Da geht nur der Kopf abzumachen. Das Gehäuse müsste mal aufdremeln. Aber den Kopf aufzumachen reicht auch schon, um dem Unterschied auf die Spur zu kommen.
Beide haben einen Metallstift in der Mitte des Gehäuses als Achse, auf dem sich der Kopf dreht. Das tut er ja immer rechts-links / rechts-links, er schwingt halt immer hin und her - "oszilliert". Dieses Hin- und Herschwingen bewerkstelligt schon die Zahnbürste selbst, die eine Metallstange mit halbkreisförmigen Ende hat. Diese Stange wird in den Aufsatz eingeführt und dort wird das Geschwinge über eine Achse im Gehäuse bis hoch zum Kopf weitergeleitet.
Oben im Kopf ist dann die Empfangsseite, die die Hin- und Herbewegung auf den Bürstenkopf übertragt, der sich dann kreisförmig hin und her bewegt.
Und hier ist der große Unterschied: Bei der Oral-B gibt es hier einen dicken Metallstift, der in den Bürstenkopf greift. Der ist so fest verbunden, dass ich nur mit Gewalt den Kopf abbrechen konnte, um ins Innere zu schauen.
Und bei der eurodont gibt es nur einen kleinen, speziell geformten Stift aus Kunststoff, der in den Kopf greift.
Das hier an der Bewegungs-Übertragungs-Stelle bei der eurodont Plastik verwendet wurde, führt dazu, dass sich dieser durch die ständige Reibung aufarbeitet. Zum einen wird der Stift, der die Bewegung hinleitet abgerieben und wird immer dünner und zum anderen fräst der Stift langsam aber sicher ein kreisrundes Loch in die Aufnahme im Bürstenkopf.
Den Metallstift bei der Oral-B hingegen kann so leicht nichts erschüttern. Das Teil wird das letzte sein, dass die Funktion einstellt. Bis das geschieht, sind schon die Borsten auf Null runtergeschubbert ;)
Bei dem eurodont Aufsatz wird das Spiel zwischen Stift und Kopf also immer größer und nach ein paar wenigen Wochen ist es bereits so groß, dass mein Anpressdruck der Zahnbürste auf die Zähne ausreicht, die Bewegungsübertragung zu stoppen. Damit erfüllt die elektrische Zahnbürste (bzw. der Aufsatz) nicht mehr seine Funktion, wozu ich sie angeschafft habe: meine Zähne durch selbsttätiges hin-und herbewegen zu reinigen.
Fazit: doch lieber das Orignal
Im weiteren Verlauf der Benutzung der übrigens fünf eurodont-Bürsten, bei dem ich darauf geachtet habe, dass sich der Bürstenkopf auch genügend für eine anständige Reinigung der Zähne bewegt, hat sich dann herausgestellt, dass die Aufsätze schon nach 2 bis 3 Wochen nicht mehr gescheit zu verwenden sind.Also habe ich mir wieder das Original von Oral-B (Variante CrossAction) gekauft für scheinbar teure 3 Euro das Stück. Den jetzigen Aufsatz habe ich jetzt schon seit 5 Monaten im Einsatz (die Farbe ist schon fast ganz raus aus den Indikatorborsten) und die Zahnbürste dreht immer noch wie am ersten Tag - nur die Borsten werden inzwischen ein wenig pieksig. Ich sollte wohl bald mal wieder tauschen.
Aber wenn ich die Aufsätze jetzt noch einmal vergleiche, dann fällt mir auf, dass die Oral-B-Aufsätze qualitativ nicht nur hochwertiger sind, sondern auf die Zeit gerechnet sogar günstiger, weil sie viel länger halten. Weswegen ich sie jetzt weiterhin das Original kaufen werde.
Das heißt solange ich kein anderes, günstigeres Alternativprodukt mit Metallstiften im Inneren finde - und ich habe das Gefühl, da müsste ich lange nach suchen und würde viele Fehlkäufe machen. Die Alternativanbieter geben sich ja immer Mühe, das Alternativprodukt kompatibel und sehr ähnlich aussehend zu gestalten. Und es in Blister-Verpackungen zu verkaufen, die einem Transparenz vortäuschen, die man dann aber doch nicht richtig einsehen kann - zumindest kann man nicht ins Innere der Aufsätze gucken. Und auf die Alternativ-Anbieter natürlich nicht schreiben: "Preisgünstig durch Verwendung von Kunststoff statt Metall".
In diesem Fall stimmt also: das Original ist besser. Gewinner ist also Oral-B mit seinen Bürstenaufsätzen.
Video
Ich habe auch ein Video gemacht, in dem ich die Aufsätze noch einmal direkt unter der Kamera vergleiche und ein paar zusatzliche Worte fallen lassen.Das Video habe ich allerdings gemacht, gleich nachdem ich bemerkt habe, dass der erste eurodont-Aufsatz so rein gar nicht mehr taugt. Darum ist da von zwei Monaten die Rede. Beim nachfolgenden Zähneputzen mit den weiteren Bürstenaufsätzen von eurodont habe ich dann aber mitbekommen, dass die Funktion schon nach zwei, drei Wochen so eingeschränkt ist, dass die Reinigungswirkung der Zahnbürste nicht mehr wie gewünscht vorhanden ist.