Wie kommt der Zombie-Chip in die Chipstüte?
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Bereits im November 2011 habe ich in meinem Blog gestanden, dass ich ein Kartoffel-Chips-Fan bin und meine Lieblingsmarke funny-frisch Oriental ist.
Daran hat sich auch nichts geändert, Oriental ist nach wie vor meine absolut liebste Gewürzmischung. Hin und wieder kaufe ich auch mal andere Chipsmarken und Geschmacksrichtungen, wenn ich die im Angebot sehe. Ja, probiere sogar diese getrockneten Kartoffelpüree-Formlinge mit Würzbestäubung in der zylindrischen Dose aus, die scheinbar sehr beliebt sind (ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, warum). Aber ich komme immer wieder zu Oriental zurück. Die finde ich mit Abstand am leckersten.
Allerdings greife ich bei den Preisen momentan nur noch im Angebot zu. 150 g (waren vor nicht allzulanger Zeit noch 175 g) für 1.79 Euro ist mir irgendwie zu viel. Das sind mehr Cents als Gramm. Letztens gab es die Tüte zu 99 Cents im Supermarkt und da habe ich zugeschlagen und gleich vier Tüten auf einmal gekauft. Alle aus dem selben Umkarton, werden also alle die gleiche Charge gewesen sein und das selbe Produktionsdatum haben.
Und in zwei von den vier Tüten haben ich dicke Chipsklumpen am Boden der Tüte gefunden, die eher wie Kekse als wie Chips aussahen:
Die Zombie-Chips waren dick, total fettig und dunkelbraun. Auch die poröse Struktur lässt darauf schließen, dass die viel zu lange frittiert worden sind. Ansonsten rochen sie schon wie Chips, nur fettiger. Auch die restlichen Chips aus der Tüte schmeckten ganz normal, obwohl: in der Tüte, wo der große Brocken drin war, war der Geschmack eines Gewürz, das ich als Kümmel-artig erschmeckt habe, vordergründig.
Meine Vermutung war, dass das irgendein Ablagerung vom Boden des Kessels, in dem die Chips zubereitet werden, ist, die statt bei der Reinigung weggeworfen zu werden irgendwie in meine Chipstüte gelangt sind. Aber macht man die Oriental in Kesseln? Schwimmen die nicht eher kurz in Frittieröl und werden dann abgeschöpft bzw. läuft das nicht mehr am Fließband ab? Bei so einer bekannten und beliebten Marke wie funny-frisch braucht man doch schon einen gewissen Produktions-Durchsatz. Handarbeit wird es da wohl nicht viel geben.
Wenn der regulären Kaufpreis der Chips jetzt so hoch gegangen ist, dann erwarte ich auch eine durchgängige Qualität und habe funny-frisch per e-mail von meinem Chips-Zombies erzählt und gefragt, wie die wohl zu Stande gekommen sind. Ein Foto habe ich auch noch angehängt. Und das Angebot, die Klumpen bei Interesse für eine Analyse einzuschicken.
In der Antwort-Mail entschuldigte man sich und versprach der Sache nachzugehen. Ich soll meine Anschrift angeben, damit man mir das Antwortschreiben dahin schicken könne. Was ich gerne gemacht habe, denn ich spekulierte wieder auf eine oder vielleicht zwei Ersatztüten (waren ja zwei betroffene Tüten). Und ich wollte natürlich wissen, wie denn diese Zombies zustande gekommen sind.
Es dauerte nicht lange und der Postmann klingelte bei mir und übergab mir ein nicht kleines Paket von Intersnack.
Drin waren zwei Tüten Oriental und drei weitere Chipstüten zum probieren: ungarisch (sogar eine große), Pepperoni und frit Sticks. Die Freude und die Überraschung war natürlich groß. Damit war mein Aufwand meines Erachtens mehr als kompensiert und die Knabbereien für die nächsten Fernsehabende gesichert.
Das eigentlich interessante war aber der beiliegende Brief. Nach ein paar Standard-Textbausteinen ging man auf mein individuelles Problem ein und schrieb:
...Es macht den Eindruck, dass man bei funny frisch sehr um die Qualität bemüht ist. Es gibt "Produktionsaufzeichnungen", was immer das sein mag. Vielleicht Videoaufnahmen von der Produktion? Oder eine Logdatei der Produktionsstraßen-Maschinen, in der Parameter und Auffälligkeiten protokolliert werden?
Ihre Reklamation haben wir zur Überprüfung an unsere Qualitätssicherungsabteilung im herstellenden Produktionsbetrieb weitergeleitet. Bei der Kontrolle der Rückstellmuster und Produktionsaufzeichnungen konnten keine Auffälligkeiten festgestellt werden.
Anhand Ihrer Reklamation konnten wir feststellen, dass es sich bei dem Material um eine Zusammenlagerung von Chipsscheiben handelt. Wir können hier nur vermuten, dass es aufgrund einer Störung der Produktionsanlage zur Bildung dieses Chips-Klumpens kam, der während des Frittierens hängenblieb, sich dann löste und versehentlich in dieser Form und Farbe mit den Chips abgepackt wurde.
Wir können Ihnen versichern, dass während der Produktion umfangreiche Kontrollen durchgeführt werden, die eine einwandfreie Qualität garantieren. Es tut uns leid, dass es trotz aller Kontrollmaßnahmen zu dieser Beanstandung kommen konnte.
...
Und es gibt "Rückstellmuster", worunter ich mir ein paar zur Seite gelegte Chipstüten jeder Charge vorstelle, die man im Zweifelsfall im Nachhinein aufmachen und überprüfen kann.
Die Zombie-Chips sind allerdings trotzdem durch die Qualitätskontrollen geflutscht. Mit der Beschreibung, dass sich der Zombie durch Zusammenlagerung von mehreren hängengebliebenen Chips beim Frittieren bildete, kann ich mir ganz gut vorstellen, was passiert sein wird. Auch dass die Zombies so porös sind und viele Bläschen haben, wie wenn etwas zu lange frittiert wird, passt dazu. Die Antwort scheint mir durchaus plausibel.
Man muss aber auch dazu sagen, dass ich regelmäßig Chips von funny-frisch kaufe und meine letzte Beanstandung über 11 Jahre her ist. In der Zwischenzeit gab es keinen Anlass für eine Beschwerde. Da "flutscht" also nur ganz selten mal was durch.
Die Zombies habe ich natürlich nicht gegessen. Man weiß ja, dass sich bei zu langem Frittieren Acrylamid bildet, dass als potentiell krebserrgend gilt. Das Fett in den Chips ist schon ungesund genug. Aber sie sind halt soo lecker ;)
Ich hatte angeboten, die Zombies gegen Erstattung der Portokosten zuzuschicken, falls man die bei funny-frisch vielleicht im Labor untersuchen wollte. Aber auf das Angebot ist funny-frisch bzw. Intersnack nicht weiter eingegangen. Wahrscheinlich, weil es nicht nötig war, da sie das Problem schon anhand meiner Fotos fest machen konnten.
Unterm Strich muss ich sagen, dass man bei funny-frisch die Beschwerden von Kunden ernst nimmt und ihnen nachgeht. Andere würde hier wahrscheinlich nur ein paar Standard-Textbausteine verschicken.
Pluspunkt für den funny-frisch-Kundenservice. Die "Zombies" sind verziehen, gab ja schließlich eine leckere Wiedergutmachung.