Feuerwehr-Fehrbellin.de

Informationen zum Grund der Link-Sperrung zu www.feuerwehr-fehrbellin.de auf http://www.cool-award.de/award/winner_200305.htm

Porno-Anbieter auf "www.feuerwehr-fehrbellin.de" sind im Internet keine Unbekannten

Nicht nur peinlich, sondern auch riskant

von: ALEXANDER BECKMANN

FEHRBELLIN Hinter der Internetadresse "www.feuerwehr-fehrbellin.de", die neuerdings auf ein Porno-Angebot verweist, steckt offenbar mehr als vermutet. Bernd Gerlich aus Buskow, der freiberuflich als Internetdienstleister arbeitet, wurde durch den MAZ-Beitrag vom Dienstag aufmerksam und warnt: "Ich denke, da wird ein mieses Geschäft mit dem Namen gemacht."

Nicht genug damit, dass die Sache für die Fehrbelliner Feuerwehr ausgesprochen peinlich sei - Gerlich sieht in der Sex-Werbung auch bewusste Irreführung. "Das ist kein kostenloses Angebot." Bereits der Umstand, dass der Internetnutzer ein Programm namens "k2.exe" auf seinem Rechner installieren soll, um die angeblichen Gratis-Seiten betrachten zu können, lasse aufhorchen. Zudem sei die hinter diesem Angebot stehende Firma Universal Boards keine Unbekannte.

Universal-Boards-Chef Mario Dolzer, der übrigens unter der gleichen Adresse firmiert wie der neue Inhaber der Adresse "www.feuerwehr-fehrbellin.de" Sepp P., gilt in Fachkreisen als eine der Größen der so genannten Dialer-Szene. Dialer sind Zugriffsprogramme für gewisse Internetseiten und machen sich für den Nutzer vor allem auf der Telefonrechnung bemerkbar. Unter bestimmten Voraussetzungen ist so etwas durchaus legal.

Doch wie der Fachverlag Heise kürzlich nachwies, verfolgte zumindest eines der von Dolzer offerierten Zugangsprogramme einen weniger legalen Zweck: Es missbrauchte die Rechner der Nutzer, um Daten über frei werdende Internetadressen zu erschleichen. So könnte Dolzer auch an "www.feuerwehr-fehrbellin.de" gekommen sein. Fachleute nennen solche Software mit versteckten Funktionen übrigens Trojaner. Internetexperte Bernd Gerlich warnt ausdrücklich: "Ich würde einen Deibel tun, mir so ein Teil auf dem Rechner zu installieren. Der beste Schutz ist Vorsicht. Kein Kenner würde eine unbekannte exe-Datei anfassen."

Die Fehrbelliner Gemeindeverwaltung ist mittlerweile alarmiert. Bürgermeisterin Ute Behnicke distanziert sich ausdrücklich von den neuen Inhalten auf "www.feuerwehr-fehrbellin.de". "Das ist nicht unsere Seite", betont Behnicke. Die Gemeinde will den Fall umgehend an ihre Rechtsanwälte weiterleiten.

Dazu rät auch Bernd Gerlich: "Im Guten kommen sie mit den Leuten nicht auseinander." Ihn wurmt aber noch ein anderer Aspekt an der Geschichte: "Solche Seiten machen Angst vorm Internet. Das ist sehr schlimm, denn das Internet ist ein hervorragendes Kommunikationsmittel." Erstmals in der Geschichte, so begeistert sich Gerlich, sei eine echte Demokratisierung der Medien erreicht. "Man muss den Leuten unbedingt Mut machen, das auch zu nutzen - unabhängig vom Alter."

Anmerkung: Die MAZ hat wiederholt versucht Sepp P. beziehungsweise Mario Dolzer unter der gemeinsamen Rufnummer zu erreichen, stieß jedoch nur auf die Ansage eines Anrufbeantworters. Sollte noch eine Reaktion erfolgen, werden wir darüber informieren.

Quelle: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/10592568/61299/
vom 14.11.2005
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Urteil: Dolzers "Domain-Engel" darf nicht zuschlagen
Eine Gemeinde muss nicht dulden, dass auf der bislang für die Homepage ihrer Feuerwehr benutzten Internetadresse plötzlich Erotikdienste angeboten werden. Eine entsprechende einstweilige Verfügung vom 28. November 2005 hat am heutigen Dienstag das Landgericht (LG) München I bestätigt (Az. 33O 22666/05). Im konkreten Fall hatte die freiwillige Feuerwehr der Gemeinde Fehrbellin durch ein Versehen ihre Domain bei der Registry DeNIC freigegeben. Kurze Zeit später befand sich feuerwehr-fehrbellin.de in den Händen des Münchener Unternehmens Universal Boards. Dieses schaltete auf der ehemaligen Info-Site, die beispielsweise über Notrufnummern informiert hatte, unter anderem Werbung für sein Erotik-Angebot gratis-sex.ag. Hinter Universal Boards respektive der Net Pay GmbH steckt der Münchener Internet-Dienstleister Mario Dolzer. Er gibt an, mit dem Service domain-engel.de aus "sozialen Gedanken" heraus versehentlich frei gewordene Domains für deren ehemalige Inhaber "in Geschäftsführung ohne Auftrag" zu sichern. heise online hatte bereits Mitte des vergangenen Jahres nachgewiesen, dass Dolzer unter dem Namen "k.exe" ein Trojaner-Programm in Umlauf gebracht hatte, das von den Wirts-PCs aus Whois-Dienste von Domain-Registries nach vorgegebenen Domain-Namen abfragte und Meldung an Universal-Boards erstattete, wenn einer der Namen frei wurde. Auf Derivate dieses Programms greift nun auch "Domain-Engel" zurück. Das soziale Motiv nahm die Gemeinde Fehrbellin Dolzer nicht ab. Per Abmahnung forderte sie ihn unter Berufung auf ihr Namensrecht auf, es zu unterlassen, "selbst oder im Zusammenwirken mit anderen die Domain feuerwehr-fehrbellin.de zu registrieren und diese für die Verbreitung pornographischer Inhalte zu nutzen, insbesondere dort die Inhalte der Website www.gratis-sex.ag zum Aufruf bereitzustellen." Als sich Dolzer weigerte, erwirkte die Gemeinde eine gleichlautende einstweilige Verfügung. In der kürzlichen Widerspruchsverhandlung beharrte Dolzers Anwalt Bernhard Syndikus vergeblich auf der Fremdnützigkeit von "Domain-Engel". Überdies frage das von "k.exe" zum "Sozial-Tool" umgetaufte Programm keineswegs bestimmte, sondern ganz allgemein "freie Domains" ab. Diese Darstellung steht im Widerspruch zur Analyse von heise online. Das Gericht folgte den Ausführungen von Syndikus nicht, sondern erkannte in vollem Umfang das Namensrecht der Gemeinde an. Domain-Engel erbringe keinen Nutzen, sondern konterkariere die Interessen der Gemeinde. Eine Sex-Seite vorzufinden, wenn man eine Notfallstelle erreichen wolle, sei verheerend. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Nach der Zustellung der schriftlichen Begründung bleibt Dolzer unter anderem die Möglichkeit, am Oberlandesgericht in Berufung zu gehen. Rechtsexperten gehen davon aus, dass die Begründung der Münchener Kammer zumindest auch auf Markenrechte oder Geschäftsbezeichungen übertragbar sei. Die Domain-Engel dürften es folglich künftig ein wenig schwerer haben, ihr angebliches soziales Engagement auch bei Gerichten gegen die unfreiwilligen Segensempfänger durchzusetzen. (Quelle: heise.de online News, 21.03.2006)
* http://www.heise.de/newsticker/meldung/71102
* http://www.heise.de/newsticker/meldung/62538