Filament-Test Hobbyking PLA Tranparent-01

Durch meinen Anycubic i3 mega (Link Vorstellung/Ersteinrichtung) habe ich schon das eine oder andere Kilo Filament gejagt. Das selbstentworfenen OctoPi-Gehäuses und die Octoprint-Software hat sich bewährt.

Am häufigsten habe ich das Hobbyking Filament gedruckt, das ich damals günstig erstanden habe. In einer Schnäppchenbestellung hatte ich bei Hobbyking gleich 5 Restposten-Rollen in orange (translucence), blau (translucence), rot (translucence), transparent und hellgrün bestellt.

Dadurch kam ich in die Versandkostenbefreiung und mit dem Gutscheincode HOBBYKING10 gab es noch einmal 10% Rabatt oben drauf, so dass ich auf sagenhafte 41 Euro irgendwas für 5 kg Filament kam, also nur etwas über 8 Euro pro Spule (regulär aus Europa ca. 13.50 und aus China 11.50 Euro). Das ist echt ein Wahnsinnspreis.

Leider ist es mit der Lieferung aus UK derzeit mau. Derzeit finde ich nur Filament mit Versand aus China, wobei ordentlich Versandkosten hinzukommen, so dass sich der Kauf momentan nicht lohnt.


Zwei Farben habe ich noch nicht getestet: translucent rot und transparent. Für meinen Proxmark3 Easy RFID Reader wollte ich nun ein transparentes Gehäuse drucken, da der Reader über farbige LEDs zur Statusanzeige verfügt und ich die Farben von außen erkennen möchte. Bei einem transluzenten Gehäuse würde die Farben verfälscht werden.

Wie immer schreibe ich einen Testbericht, wenn ich eine neue Rolle, die ich noch nicht in Benutzung hatte, anbreche. Beim transparenten PLA interessierte mich besondern, wie transparent, also durchsichtig die Farbe sein würde. Ansonsten ging ich erstmal davon aus, dass das PLA sich so drucken lassen würde wie die anderen transluzenten Faben.

Filament-Daten des Herstellers: Hobbyking 3D-Drucker Filament 1.75mm PLA 1KG Spool (Clear) SKU: 741000006-0 aus: United Kingdom (UK) Preis: 9,40 € Einheitliche Durchmesser Toleranz 0,05 mm Specs: Filament Material: PLA Schmelzpunkt: 200 ° C Drucken Temperatur: 210-235 ° C Filament - Durchmesser: 1,75 mm Menge: 1 KG Farbe: Clear

Bestellung / Versand / Verpackung


Die Lieferung erfolgte aus England und war sehr flott - am Montag bestellt und bereits am Donnerstag hatte ich das Paket. Da ist so manche innerdeutsche Lieferung langsamer.

Die Verpackung war ausreichend. Im großen Umkarton lagen die 5 nochmals in Umkarton verpackten Spulen nebeneinander, der Karton-Deckel war so zurechtgeschnitten, dass nichts wackelte. So kam auch alles unbeschadet an.

Auf der sehr einfachen Spule (ohne Durchsichtfenster oder ähnlichem) ist das Filament durch eine Art Frischhaltefolie geschützt. Dann ist die gesamte Spule in einer festeren Folie vakuumverpackt, im Spindelkern liegt ein kleines Päckchen Silica-Gel. So sollte die Spule gut vor Feuchtigkeit geschützt sein.

Ein kleiner Umkarton mit Sichtfenster schützt die Filamentrolle vor äußeren Beschädigungen und dient der einfacheren Aufbewahrung. Der Aufkleber auf der Spule (und noch einmal auf dem Umkarton) gibt nochmals die Produktbezeichnung wieder und außerdem das - so vermute ich - Herstellungsdatum: 15. Juni 2018.


Das Filament ist zwar nicht perfekt, aber ziemlich ordentlich auf die Spule gewickelt. Mir fiel auf, dass die Spule exakt die gleiche Größe, Forum und Bauart hat wie die des Sunlu Filaments.

Als erstes wollte ich überprüfen, ob das Versprechen von ± 0.05 mm Toleranz auch wirklich zutrifft und das Filament diese Spezifikation einhält.

Dazu habe ich zehn unterschiedliche Stränge der äußeren Schicht (bzw. wo ich gerade gut heran kam) auf ihren Durchmesser gemessen. Bei einem Spulendurchmesser von ca. 20 cm macht das also einen Mindestabstand von ca. 63 cm zwischen den Messungen:

Filament Durchmesser Messungen: 1.73 1.74 1.74 1.72 1.74 1.74 1.73 1.74 1.72 1.76 min: 1.72 max: 1.76 (± 0.04)
Die Filamentdicke scheint hier gut zu passen und stellenweise nur ein wenig geringer als 1.75 mm zu sein. Die Gleichheit der Dicke ist gut mit nur ± 0.03 bis 0.04 mm Abweichung.

Ich habe für dieses Filament zuerst versucht, einen Temperature Tower zu drucken. Überraschenderweise kippte der aber immer nach etwas über der Hälfte um. Die Betthaftung war also nicht besonders gut. Ich hätte den Temp-Tower hierfür noch einmal neu erstellen mit Brim erstellen müssen. Da die Temperaturwechsel aber alle manuell in Cura angegeben werden müssen, habe ich mir den Aufwand gespart. Denn ich konnte auch an dem bereits gedruckten Teil erkennen, das 210°C die beste Drucktemperatur ist.

Aufgrund der schlechteren Betthaftung habe ich die Betttemperatur auf 70°C erhöht. Das brachte eine geringfügig bessere Haftung, aber war immer noch nicht perfekt. Woher der Unterschied zu den anderen Hobbyking transluzent Filamenten kommt, bleibt mir ein Rätsel. Eigentlich sollte das transparante PLA durch genauso haften wie das transluzente, dem nur etwas Farbe hinzugegeben wurde.

Persönlicher Eindruck

Mein persönlicher Eindruck des Filaments lässt sich ungefähr so beschreiben: Gewicht brutto: 1197 g Gewicht netto: sollten 1000 g sein, wird sich noch zeigen (Leerspule sollte 200g wiegen) Farbe: das transparent ist nicht vollkommen klar, sondern eher milchig, zumindest, wenn mehrere Lagen übereinandergedruckt werden. Eine Einzelschicht ist so lichtdurchlässig, dass man leicht das Kleingedruckte einer Zeitung hindurch lesen kann. Ich kann mir das Filament gut für ein diffuses Licht z. B. für Lampenschirme vorstellen. Sauberkeit: nur kleinste Verunreinigungen, ein paar wenige Staubpartikel Oberfläche: glatt Konsistenz: steif und hart, schwer biegsam Temperaturen: 210 °C Extruder, 70°C Bett Betthaftung: nicht ganz optimal auf Anycubic UltraBase, erhöhte Betttemperatur nötig Temp-Tower war nicht druckbar, allerdings die vollen 10 cm der Bruchstäbchen Bett sollte vor jedem Druck gereinigt werden Adhäsion Layer: sehr gut, ein festes Objekt entsteht Geruch b. Druck: keiner wahrnehmbar Druckergebnis: ergibt stabile, bruchfeste Objekte, gleichmäßige Füllung, keine Aussetzer in der Oberfläche oder "Pickel" wegen zuviel Filament-Extrusion, kein Stringing feststellbar bei Überhängen nicht ganz so gut wie orange oder blue, aber durchaus akzeptabel. Bei 60 °C Bett-Temperatur habe ich oft, bei 70 °C manchmal ein leichtes Warping an einer der vier Ecken. Ein ähnliches Problem hatte ich auch bei orange und blau, hier ist es allerdings ausgeprägte. Der Druck eines Brims, also einer Verbreiterung der Durckfläche nach außen behebt das Problem aber.

Maßhaltigkeit und Bruchfestigkeit


Jedes Filament wird ein wenig anders auf die Druckplatte gebracht oder zieht sich beim Abkühlen noch ein wenig zusammen.

Um zu testen, wie sich die erste Schicht aufs Druckbett legt und ob die einzelnen vom Druckkopf gelegten Linien gut miteinander verschmelzen, hat sich der Druck von fünf Quadraten mit 2 mal 2 cm Breite und 0.2 mm Höhe (entsprechend genau einem Layer bei Druck mit 0.2 mm Layerhöhe) bewährt, wie er auch schon beim Bett Leveling zum Einsatz kam. Die entsprechende 3D-Datei fuenf-quadrate-eine-lage.stl kann hier heruntergeladen werden.

Außerdem läßt sich mit den gedruckten Plättchen sehr gut die Steifigkeit bzw. Flexibilität, die Verschweißung und die Bruchfestigkeit eines Filaments testen.

Desweiterung kommt ein Vermessungswürfel (Download der STL-Datei) zum Einsatz, der die Außenmaße 2 x 2 x 2 cm hat und auf jeder Seite jeweils ein Loch von einem Zentimeter, was eine Wandstärke von jeweils 5 mm ergibt. Diese Werte sollten sich annähernd auch messen lassen. Aus den gemessenen Werte lässt sich ggf. ersehen, dass man einen Druck evtl. ein wenig skalieren muss, zum Beispiel bei Platinenumfassungen, damit diese genau hineinpassen.

Die obere Wand muss der Drucker im Überhang drucken und dabei 1 cm überbrücken. Hier zeigen sich eventuelle Durchhänger, wenn das Material nicht schnell genügend steif wird und wie auf eine ggf. etwas durchhängende Lage im nächsten Durchgang gedruckt wird.

Seit Neuerem gibt es einen neuen Test: das Bruchstäbchen (Download der STL-Datei). Das ist ein 10 cm hoher Zylinder mit einem Durchmesser von 5mm, 2 Außenlagen und 20% Füllung. Hier muss sich das Filament auf zwei Arten beweisen:

1. Betthaftung: Das Stäbchen wird ohne Raft (nur mit einem Skirt mit Abstand drumherum) gedruckt und hat so nur eine geringe Fläche (~20 qmm), auf die es auf dem Bett aufliegt und haften kann. Gleichzeitig rührt der Druckkopf auf der Oberseite des Zylinders hin und her, um den nächsten Layer aufzutragen. Mit steigender Höhe wird die Hebelwirkung immer größer und irgendwann fällt der Zylinder um - oder, bei sehr guter Betthaftung, werden die ganzen 10 cm absolviert (von Hobbyking und Anycubic PLA erreicht).

2. Bruchtest: Von den ausgedruckten und abgekühlten Stäbchen wird versucht, Stücke von etwa 15-20 mm abzubrechen. Beim Anycubic PLA geht das z. B. recht einfach, denn dieses ist eher nicht bruchfest. Beim Hobbyking trans orange ist es fast nicht möglich, ohne sich selbst dabei sehr weh zu tun. Hier muss man größere Stücke abbrechen (entsprechend größerer Hebel).

Im folgenden Video teste und vergleiche ich mit diesem Filament gedruckte Objekte mit bereits vorhandenen, die mit anderen Filamenten gedruckt wurden.



Das getestete Hobbyking-Filament ähnelt sehr den andern bisher getesteten von Hobbyking (blau und orange) und auch etwas dem Sunlu DJ White. Es ist auch so steif und starr, die Oberfläche fühlt sich gleich an und die Bruchfestigkeit ist ähnlich gut. Die Lagen verschweißen sehr schön und die Plättchen lassen sich selbst parallel zu den Linien nur schwer brechen. Mich würde es nicht wundern, wenn Hobbyking und Sunlu aus der selben Fabrik kämen. Die baugleiche Spule spräche ja dafür.

Die Maße sind innerhalb der Toleranzen, da gibt es nichts zu meckern. Allerdings sollte man mit mindestens 210 °C drucken, da sich sonst die Ecken verformen können. Hobbyking selbst gibt ja auch 210-235 °C an. Bei eventuell auftretenten Problemen in der Zukunft werde ich also die Temperatur eher erhöhen, denn vermindern.

Die Brücke beim Vermessungswürfel hat das Filament ganz gut hinbekommen, aber eben nicht perfekt, ein paar der in der Luft gebauten Layer hängen bis zu 1 mm durch, die darauf aufbauenden Layer sind aber schnell wieder gerade. Zur Not kann man hier mit Seitenschneider, Teppichmesser oder Feile ran.

Mein Fazit

Das Schnäppchen war kein Reinfall. Die Eigenschaften sind ähnlich den anderen Hobbyking Filamenten, auch wenn es hier ein paar mehr Probleme mit Warping gibt. Woher das rührt, ist mir allerdings nicht ganz klar. Sollte hier beim transparent doch eigentlich nur die Farbzugabe fehlen und der Rest gleich sein. Es gibt aber genauso bruchfeste Ergebnisse. Die Drucktemperaturen sind 210...220°C Extruder und 70°C Heatbed, also ein bisschen heißer als beim Sunlu Filament.

Die Farbe ist milchig durchsichtig mit einem gewissen Glanz, der von der Layerschichtung und dem verwendenten Inlay Muster abhängt. Hier kann ich mir schöne Effekte für Lampen oder RGB-LEDs vorstellen.

Für unter 10 Euro die Spule ist das ein unschlagbares Preis-/Leistungsverhältnis und ich freue mich, ein echtes Schnäppchen gemacht zu haben. Nun bleibt nur noch das transluzent rot der Hobbyking-Filamente zu testen, dann habe ich alle durch. Bisher wurde ich nicht enttäuscht.