Welchen Slicer für den Anycubic i3 Mega? Cura oder ideaMaker?

Mit dem Anycubic i3 Mega wird ja die Slicer-Software Cura von Ultimaker mitgeliefert.

Keine Frage, Cura ist ein Tausendsassa und bietet alle Funktionen, die man sich nur wünschen kann. Und in unregelmäßigen Zeitabständen kommen neue Versionen mit noch mehr Features hinterher.

Die Version 3.6.0, die ich noch benutze, braucht satte 92 Sekunden auf meinem i5-Rechner, bis sie gestartet ist und ich ein Model hinzufügen kann. Mittlerweile stehen wir bei Cura Version 4.5 und ich glaube nicht, dass der Start bei mehr Features jetzt schneller geworden ist.

Das liegt wohl an den vielen Plug-ins und nicht zuletzt an der Architektur
Most of Cura is written in Python and uses Qt for the user interface.
Ich habe selbst schon in Python programmiert, zum Beispiel für meinen Raspberry Pi und kann aus Erfahrung sagen: Python ist lahm. Java ist schon langsam, aber Python ist echt lahm.

In meinem Artikel "Den Raspberry Pi über die WiringPi-API in C programmieren" vergleiche ich in Python mit in C geschriebene Programme, die das gleiche tun und stelle fest: C ist ungefähr 100 mal schneller als Python, wenn es um die direkte Ausführung von Code geht.

Nun gut, Cura wartet die meiste Zeit auf Usereingaben und da ist es ziemlich schnuppe, ob es auf eine Einstellungsänderung nun in 100 Nanosekunden oder 10 Millisekunden reagiert hat. Es lässt sich flüssig mit Cura arbeiten und auch das Slicen, also die eigentlichen Berechnungen, die aus der STL.Datei GCode macht, geht nicht so viel langsamer als bei ideaMaker. Aber diese lange Wartezeit jedesmal, nur weil ich mal kurz was drucken will...

Auch wenn Cura funktionstechnisch alle meine Wünsche erfüllt, habe ich dann doch einmal einen Blick über den Tellerrand geworfen und bin auf ideaMaker von Raise3D, eine andere, freie Slicer-Software gestoßen.

Diese ist wohl mit MS Visual Studio (schließe ich aus dem zu installierenden Runtime) in C / C++ geschrieben und damit sehr viel schneller. Sie startet schneller, braucht weniger Speicher und sliced schneller.

Dafür hat ideaMaker nicht den riesigen Funktionsumfang wie Cura. Aber in mehr als 95% alle Fälle reicht mir das, was es in ideaMaker gibt. Brauche ich Tree-Support oder etwas anderes exotischen, dann kann ich immer noch Cura starten und aus dem Vollen schöpfen.

Aber für den alltäglichen Gebrauch ist ideaMaker für mich ideal. Ich habe es mit .stl-Dateien in Windows verknüpft und nach einem Doppelklick warte ich nur 2 bis 5 Sekunden und schon steht das Model und ist zum Slicen und Drucken bereit. Mehrer Instanzen von ideaMaker nebeneinander sind auch kein Problem, denn auch mit dem Speicher geht IM sparsamer um.

Hier einmal ein Vergleich der beiden Slicer:

AspektCura 3.6.0ideaMaker 3.5.2
Architektur Python / Qt C / C++
Startzeit 91 Sekunden 2 bis 5 Sekunden
(18 bis 45x schneller)
Speicherverbrauch 280 MB 72 MB
(nur ein Viertel)
Slicing Zeit für das Modell
countdown-wecker-deckel.stl (626 KB)
13 Sekunden 2 Sekunden
(6x schneller)


Die Farbgebung von ideaMaker ist vielleicht für manchen ungewöhnlich, aber ich persönlich mag das hell-auf-dunkel-Thema, das geht nicht so sehr auf die Augen, wenn es mal wieder später wird am Computer.

Die Bedienung von ideaMaker

In der Bedienung funktioniert ideaMaker so ähnlich wie Cura. Meist will man ja die Druckeinstellungen ändern.

Bei Cura holt man sich die benötigten Attribute auf die rechte Fensterseite und scrollt dann - mitunter ganz schön lange - durch die Optionen und schreibt die richtigen Werte rein. Wenn man genau diese Werte noch einmal braucht, dann speichert man sich das Profil.

Bei ideaMaker sind die Einstellungen hierarchisch geordnet:



Zuerst wird der Drucker definiert. Hier der Anycubic i3 Mega. Mit dem Zahnrad rechts kann man die Eigenschaften für den Drucker ändern. Hierzu zählen Nozzle Druchmesser, wie groß der Druckraum ist etc. Meist hat man ja nur einen Drucker und ändert hier nichts mehr. Aber man könnte, wenn man mehrere unterschiedliche Druckertypen hat, hier die einzelnen Typen anpassen.

Darunter wählt man das Filament, hier "Sunlu PLA DJ White". Hier kann man die Temperatur für Nozzle und Heizbett, den Filament Durchmesser, Preis etc. einstellen. Eben alles, was mit dem Filament zu tun hat.

Danach erst wählt man eines seiner Profile aus oder erstellt eines. Hier werden die ganzen restlichen Werte eingegeben. Das ist noch einmal zweigeteilt. Einmal in eine einfache Ansicht für die Einstellungen, die man häufiger ändern muss (Skirt, Brim, Infill %, Support ja/nein):



Mit Klick auf den Adcanced Button kommt man dann in eine Übersicht mit nach Themen sortierten Tabs, in denen man fast alles einstellen kann:



Hier kann man Perimeter, Buttom-Layer, Top-Layer, Lüftersteuerung und Hotendtemperatur abhängig vom Layer, Infillstruktur, Retraction Geschwindigkeit und Länge, Anzahl der Brim-Lines, Geschwindigkeiten und Beschleunigungen, Start-, Ende- und Layer-Wechsel-GCode und vieles weitere mehr einstellen.

Das schöne allerdings ist, dass die Ausdrucke ohne große Einstellungen seit Anfang an gepasst haben. Nur wenn man spezielle Dinge will, muss man sich in die Advanced Abteilung begeben.

Fazit

Es lohnt sich, den ideaMaker mal anzuschauen, auch wenn man eigentlich mit Cura zufrieden ist. Denn der ideaMaker ist wesentlich schneller und sparsamer im Speicherverbrauch. Cura sollte man trotzdem nicht deinstallieren sondern für die besonderen Spezial-Fälle aufbewahren, denn in Sachen Funktionsumfang ist Cura nicht zu schlagen.